Uri (den) – Enrico Meier hat einen riesigen Fehler begangen. Jahrelang predigt der 55-jährige Zahnarzt seinen Patienten, Zahnseide zu benutzen. „Das sagt man halt einfach so, weil das von einem Zahnarzt erwartet wird. Nicht mal ich benutze täglich Zahnseide und ich bin davon ausgeangen, dass es auch meine Patienten niemals tun werden.“ Doch der Urner liegt mit seiner Einschätzung falsch. Über die Jahre folgen immer mehr Kunden seinem Ratschlag. Meiers Geschäft gerät in finanzielle Schieflage.
„Im Jahr 2011 schrieb ich erstmals rote Zahlen. Die Karies- und Parodontitisfälle waren um 85 Prozent zurückgegangen“, so Meier. Der 55-Jährige reagiert sofort und tut das, was viele Zahnärzte schon seit Jahren tun, um ihre Kasse aufzubessern. „Ich habe von jedem Patienten jeweils zwei Röntgenaufnahmen der Zähne gemacht, ob die jetzt nötig waren oder nicht.“ Doch der Trick verbessert die finanzielle Situation Meiers nur geringfügig. Der Urner greift zu weiteren Massnahmen. „Im Wartebereich habe ich die zuckerfreien Bonbons gegen normale ausgetauscht. Kinder unter 12 Jahren erhielten gratis Red Bull oder Cola.“
Selbst wissenschaftliche Studien, die vom Gebrauch von Zahnseide abraten, können Meiers Praxis nicht retten. „Als ich den Patienten die neusten Forschungserkenntnisse präsentierte, fühlten sie sich vor den Kopf gestossen. Jetzt hätte ich jahrelang das Gegenteil behauptet und dann sei plötzlich alles anders? Ich sei ja sprunghafter als ein Linkspolitiker kurz vor den Wahlen.“ Es kommt wie es kommen muss. Im März diesen Jahres gibt Meier die Praxis schweren Herzens auf.
«Fitnesstudios raten den Mitgliedern ja auch nicht, Salat zu essen!»
Unternehmensberater Rudolph Egli kennt die Nöte von Zahnärzten. „Seit Jahren sage ich denen, sie sollen mit dem Zahnseide-Irrsinn aufhören. Die Patienten sowie die Ärzte schneiden sich mit der Empfehlung ins eigene Fleisch!“ Wenn eine Branche allerdings so doof sei, durch Tipps ihr eigenes Geschäft zu torpedieren, habe sie es nicht besser verdient. «Fitnessstudios sagen ihren Mitgliedern ja auch nicht ‹Also wenn du Salat statt Burger isst und die Treppe statt den Lift nimmst, kannst du dir das Abo bei uns eigentlich auch sparen›.»
Für Enrico Meier kommt diese Weisheit zu spät. Er hat dem Leben als Zahnarzt mittlerweile den Rücken gekehrt und stottert Schulden ab. Seinem Metier möchte er trotzdem treu bleiben. Er liebäugelt mit einer Anstellung als Strassenbauer oder Pornodarsteller. „Hauptsache ich kann bald wieder Löcher stopfen.“
Bild: Wikimedia/Stepper
Ich bin einer Empfehlung mal voll auf den Leim gegeangen.
Kurz bevor meiner Waschmaschine die Garantie auslief, wollte ich verhindern, dass sie obsolet wird. Also begann ich einen Wasserenthärter der teueren Sorte (ich will besser keinen Namen nennen) zu verwenden.
Nach 3,14 Waschgängen musste ich den Service aufbieten. Diagnose: Blockiertes Mittelachs-Differenzial und der Keilriemen ist gerissen.
Als ich auf der Calgon-Packung nach meinem Anwendungsfehler gesucht habe stellte ich fest, dass besagtes Mittelchen indirekt von den Waschmaschinen-Herstellern produziert wird.
Die haben das geschickter gemacht als die Zahnärtze.