Basel (den) – Das Schweizerische Institut für Linguistik hat sich entschieden: Allahu Akbar ist das Wort des Jahres 2016. „Kaum ein anderes Wort sorgt für so viel ungeteilte Aufmerksamkeit. Stellen Sie sich in ein Strassencafé und schreien Sie Allahu Akbar. Sie werden sehen, sämtliche Köpfe drehen sich panisch in Ihre Richtung“, begründet Rahel Brugger vom Institut für Linguistik die Wahl.
Allahu Akbar bedeute für sie weitaus mehr als nur „Gott ist gross“. Es sei ein Wort mit enormer Sprengkraft, so Brugger. „Prinzipell können Sie es vor jeder Straftat schreien und so von ihrem wahren Tatmotiv ablenken sowie die Klischees von rechten Kreisen bestätigen.“ Allahu Akbar habe ihr aber auch schon im Alltag geholfen. „In einer vollbesetzten S-Bahn machen die Leute Platz, sobald das A-Wort aus meinem Mund entweicht. Versuchen Sie das mal mit ‚Ist hier noch frei?‘ oder ‚Heilige Mutter Gottes‘. Da ernten Sie nur ein müdes Lächeln.“
Konservative Kreise bemängeln derweil die Wahl zum Wort des Jahres. „Meiner Meinung nach hätte es ein deutsches Wort sein müssen,“ sagt Hanspeter Ranzinger vom Zürcher Institut für Sprachforschung. Schon 2012 sei er mit der Wahl nicht einverstanden gewesen. Das damalige Wort des Jahres hiess Shitstorm. „Das hätte man auch eindeutschen können. Fäkalorkan oder Entrüstungsgewitter wären genau so gut gewesen.“
Ranzinger bemängelt ausserdem, dass Allahu Akbar streng genommen ja zwei Wörter seien. Er werde den Ausdruck trotz Wort-des-Jahres-Auszeichung nicht benutzen, so der 53-Jährige. „Ich will keinen Shitstorm auslösen.“