Der Schock sitzt tief, sowohl bei den Arbeitskollegen als auch beim Chef von Fatima B. tief. „Ich fand schon, dass sie für eine Frau relativ wenig sprach und auch ziemlich schlecht roch“, gibt ihr ehemaliger Vorgesetzter Massimo Rochanti beschämt zu. Auch Arbeitskolleginnen bemängeln das Verhalten der vermeintlichen Fatima B. im Nachhinein. „Sie kratzte sich oft an Stellen, an denen es sich nicht geziemt. Für eine Frau ernährte sie sich auch tierisch ungesund“, sagt ihre Sekretärin Vanessa Gulione. Trotzdem habe sie all die Jahre nie einen Verdacht gehegt. „Naja, optisch sah sie ja schon wie eine Frau aus.“
Frau bestimmt über Leben
Die vermeintliche Fatima B. stellt sich dank Recherchen des Enthüllers als Antonio B. raus. Am Telefon gibt Antonio B. zu: „Ja, ich war jahrelang als meine Frau unterwegs.“ Er sei gezwungen worden, so der 55-Jährige mit weinerlicher Stimme. „Meine Frau bestimmt über mein Leben. Sie schreibt mir vor, was ich anziehen soll, wen ich treffen darf und wann ich Zuhause sein muss.“
Er geniesse eigentlich keine Freiheiten, ausser, dass er in den eigenen vier Wänden in bequemere Klamotten schlüpfen dürfe. „Sobald ich auf die Strasse gehe, muss immer mein Bruder Rocco dabei sein.“ Unterdrückt fühle er sich aber nicht, hält der 55-Jährige fest. „Nein, meine Frau hat mir bestätigt, dass das so normal ist.“ Als ihm die Journalistin vom Enthüller weitere Fragen stellen will, ist plötzlich die Leitung tot.
Aufgeflogen ist der Schwindel übrigens nur zufällig. Am 1. Juli beantragte Antonio alias Fatima B. plötzlich, von Zuhause aus zu arbeiten. Als ein IT-Techniker die nötigen Vorkehrungen am PC der vermeintlich 55-Jährigen Frau vornahm, seien ihm erstmals der starke Bartwuchs sowie die markante Stirnglatze aufgefallen. Antonio B. gab den Betrug in der Folge zu.
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