Bern (den) – Es ist ein Affront allen Allergikern gegenüber. Ein Test des Enthüllers zeigt, dass neun von zehn Schweizer Hostien Gluten enthalten. Allerdings weisst keine Kirchgemeinde das Klebereiweiß aus. Und das, obwohl immer mehr Menschen allergisch auf Gluten reagieren. Sowohl auf der Hostie als auch auf dem Messbecher suchen Katholiken vergebens nach den Inhaltsstoffen. Für Glaubende mit Glutenintoleranz ein Skandal. Und wohl auch der Grund, warum immer mehr Menschen der Kirche den Rücken kehren.
«Mit dem Biss in den Leib Christis setze ich meine Gesundheit aufs Spiel», regt sich Frieda Rodel auf. Die gläubige Katholikin betritt aus Angst vor Gluten seit 2011 keine Kirche mehr. «Messen sehe ich mir im TV an. Die Eucharistie feiere ich zuhause auf dem Sofa mit glutenfreien Kartoffelchips.» In die Kirche zu gehen und sich keine Hostie zu holen, kommt für sie nicht in Frage. «Die Hostien-Vergabe ist der Mittelpunkt des Glaubens. Wer daran nicht teilnimmt kann grad so gut aufs Beichten verzichten und sich so seinen Platz im Fegefeuer sichern», so die 83-Jährige.
Kirche verspricht, Problem zu beheben
Religionsexperte Hugo Ast ist überzeugt, dass mindestens 80 Prozent der Kirchenaustritte auf Glutenintoleranz zurückzuführen sind. «Warum sonst sollten die Menschen aus der Kirche austreten? Gottesdienste werden ja sehr attraktiv und unterhaltsam gestaltet. Die Religion liefert den Menschen Antworten aufs Leben. Zum Beispiel, wie man die eigene Homosexualität, die ja etwas Unnatürliches ist, wieder los wird.»
Gemäss Ast sei die Kirche selber Schuld, dass ihr das Publikum davonlaufe. «Allerdings können die verlorenen Schäfchen noch zurückgeholt werden, mit glutenfreien Hostien.» Dieser Meinung ist auch Rolf Marthaler, Vorsitzender des Schweizer Priesterverbands. «Lange haben wir nicht gewusst, warum so viele Menschen aus der Kirche austreten. Jetzt ist es allerdings klar: Die Guten haben ein Problem mit Gluten. Gott sei Dank ist es nur das. Wir hatten schon Angst, die Austritte könnten im Zusammenhang mit den Pädophilie-Skandalen stehen oder weil die Kirche intolerant, autoritär und verstaubt rüberkommt. Aber wir brauchen uns keine Vorwürfe zu machen oder irgendwie moderner zu werden, bis auf den Umstieg zu glutenfreien Hostien.» Gemäss Marthaler werde man bis Ende Jahr sämtliche Kirchen mit der neuen Variante ausstatten. «Hol mich der Teufel, wenn die Bänke danach nicht wieder voll sind.»
Bild unten: Uli Wielgosz/WikiCommons
So ein Unsinn: Es weiss doch jedes katholische Kind, dass sich die Hostie nach der Segnung in den Leib Christi verwandelt und aus dem Gluten somit folgerichtig Protein wird. Es ist also völlig egal, ob die Hostien bei der Zubereitung Gluten enthalten, denn nachdem der Priester das Gebet gesprochen hat, handelt es sich ja eindeutig nicht mehr um Brot sondern um Fleisch! – Problematisch ist die Zeremonie jedoch für Veganer und Vegetarier, die machen aber prozentual nur einen kleinen Teil der Bevölkerung aus, weshalb dies die zahlreichen Kirchenaustritte nicht erklären kann. Besonders problematisch ist es beim Mitgliederschwund übrigens bei den älteren Mitgliedern. So sind beispielsweise 100% der 1980 80-jährigen Mitglieder der katholischen Kirchgemeinde von Uster heute nicht mehr in der Gemeinde eingetragen und in den übrigen Schweizer Gemeinden scheint das nicht viel anders zu sein.