Gestern wurde bekannt, dass die Schwyzer Gemeinde Einsiedeln einem amerikanischen Einwohner auch nach 39 Jahren als Einwohner der Gemeinde das Bürgerrecht verwehrt. Schlecht integriert sei er, kenne die Gemeinden des Bezirks nicht und sei auch nicht im örtlichen Jodlerclub angemeldet, heisst es aus der Gemeinde. Der Enthüller wollte sich nicht auf die Berichte des einschlägigen Boulevards verlassen und schickte den Lokalreporter Pavel Kulicka in diesen Hort der Kleinbürgerlichkeit.
09:32: Ich treffe mit der S13 aus Wädenswil im beschaulichen Bahnhof in Einsiedeln ein. Schon beim Verlassen des Zuges merke ich: Dies ist ein besonderes Stück Schweiz. Die Strassen sind einen Tick sauberer als sonst, die Einwohner noch mehr darauf bedacht, sich freundlich zu grüssen, selbst die Hunde bellen nur so laut, dass es zwar auffällt, aber keinesfalls stört.
Doch schnell spüre ich die Angst, die im Dorf allgegenwärtig ist. Diese Angst vor dem Fremden, dem Unbekannten. Ich spüre sie, als ich beim örtlichen Beck ein Sandwich und einen Emmi-Erdbeer-Drink kaufen will. «Sie sind nicht aus der Region, oder?» fragt mich die Verkäuferin .Ihr zuvor freundliches Gesicht wirkt nun nicht mehr allzu freundlich. «Nein, ich komme aus Zürich und bin für eine Reportage hier», antworte ich und versuche betont entspannt zu wirken. «Aus Zürich, eh? Kommst hier her und bringst AIDS, Homosexualität und dieses schändliche Internet in unser schönes Städtchen. Und nun steckst du deine Nase in unsere Angelegenheiten, eh? Mach das du fort kommst!» Und das tu ich. Raus aus dem Laden und ab Richtung Ortszentrum, vorbei an Statuen wehrhafter Schweizer wie Willhelm Tell, Arnold Winkelried, General Guisan und James Schwarzenbach. An den Strassenlaternen wehen IS-Fahnen, «Inner-Schweiz».
«Nur weg von hier»
Phillipp Ziegler war 15 als er merkte, dass er anders war als die anderen Kinder. «Ich wollte Rockmusik hören und farbige T-Shirts anziehen, ich wollte einfach ausbrechen.» Vielleicht lag es daran, dass seine Mutter nicht aus Einsiedeln sondern aus Schindellegi stammt, vielleicht auch, weil er schon als Kind Radio 24 hörte und die Moderatoren von einer Welt erzählten, die er nicht kannte. «Ich träumte immer von der grossen weiten Welt, oder zumindest vom Rest der Schweiz. Ich hörte, dass man ausserhalb Einsiedelns eine andere Frau als seine Cousine heiraten konnte, dass es andere Fester als den fasnächtlichen Mäuderball gab und dass man bereits im Bündnerland mit Bügelbrettern, so genannten Snowboards, den Hang runterfahren konnte, was in Einsiedeln nach wie vor verboten ist.» So zog Ziegler mit 18 nach Zürich und hat seine Heimat seither nur wenige Male besucht. Er hat mich auf meinen Besuch in Einsiedeln vorbereitet. «Machen Sie keine schnellen Bewegungen und zeigen Sie immer ihre Hände. Alles andere macht die Bevölkerung nervös und könnte je nach Situation schlimm enden.»
Neger und Zigeuner
Einsiedeln hat im Februar diesen Jahres mit 64 Prozent für die Masseneinwanderungsinitiative gestimmt, hat jedoch nur einen Ausländeranteil von 14 Prozent. Der Bezirksrat ist ausschliesslich mit Männern besetzt, acht von neun Räte sind bürgerlich. «Frauen gelten hier wenig», sagt die Grüne Lokalpolitikerin Lina Gerster. «Genau so wenig wie Ausländer, Linke, Studenten, Zürcher, Schwule & Lesben, Velofahrer und Smartphone-Nutzer. Da ist es wenig erstaunlich, dass ein amerikanischer ETH-Dozenten auch nach 39 Jahren noch als fremder Fötzel angeschaut wird. Seine Steuern, die nicht tief sein dürften, nehmen die Bünzlis gerne, aber politisch mitreden, um Herrgottswillen nein!» Gerster führt mich durchs Dorf und bleibt vor dem Kloster Einsiedeln stehen. «Jetzt wo sich sogar die Katholiken den Homosexuellen annähern, kann es sein, dass die Mönche hier in Einsiedeln bald als linksliberale Revoluzzer gelten.»
Selbst die Einsiedler Babyklappe sei nur ein PR-Stunt der Stadtväter gewesen, sagt Gerster. «Sie wollten Einsiedeln als modern und innovativ präsentieren. Nun legen sie jeweils alle zwei Jahre ein Baby aus dem Dorf in die Klappe, damit wir schweizweit positive Publicity haben. Das Baby wandert einen Tag später wieder heimlich zur Mutter zurück und Einsiedeln wird wieder so öde und bünzlig wie zuvor.»
Dass der 75-jährigen Amerikaner nicht eingebürgert wurde, obwohl er seit 1975 im Dorf wohnt und drei Kinder grossgezogen hat, stellt für den lokalen SVP-Politiker Rudolf Hodler kein Problem dar. «Der Ami soll jetzt mal nicht so beleidigt tun, sonst schaffen wir ihn gleich aus. Das wäre ja der Gipfel, wenn wir uns hier nach den moralischen Ansprüchen der Rest-Schweiz richten, oder einfach nur den gesunden Menschenverstand gebrauchen täten», so Hodler. «In zwei Monaten haben wir hier eine Abstimmung, ob wir die im deutschen Sprachraum verpönten Begriffe Neger und Zigeuner wieder in den Einsiedler Schul- und Kinderbücher verwenden wollen. Ich sage Ihnen, das wird bestimmt angenommen. Und als Nächstes entziehen wir hier den Frauen wieder das Stimmrecht.»
Text: Kulicka, Foto: Bezirksrat, Wikipedia Roland zh
Lieber Pavel
Mein Name ist Paul Schönbächler und ich bin aus Einsiedeln. Von Beruf bin ich Bauer. Meine Frau, ehemals meine Schwester, ist Hausfrau. Wie der Name sagt, verbringt die Gertrud die meiste Zeit im gemütlichen Eigenheim und kocht dort für die Familie. Das muss sie auch, schliesslich stopfen sich die Mäuler meiner neun Kinder nicht von alleine. Denn obwohl diese bereits ein zeugungs- und gebärfähiges Alter erreicht haben und von diesem auch Gebrauch machen, können sie auf Grund körperlicher Einschränkungen keine feste Nahrung zu sich nehmen. Die «Ofäturli» und der «Hafächabis» müssen also püriert zu sich genommen werden.
Aber genug zu meiner Person und meinem Hintergrund.
Als ich deinen Artikel über meine geliebte Heimat las, konnte ich mir ein Lachen nicht verkneifen. Möglicherweise erkannte ich mich wieder oder zumindest mein Verhalten gegenüber Fremden. Schon oft vergraulte ich Wanderer aus dem Mittelland indem ich ihnen mit meiner Heugabel nachrannte und sie in ihren Allerwertesten stach oder ihren SUV zerkratzte. Das mit dem Terminus «Neger» entspricht jedoch nicht den örtlichen Begebenheiten. Der Begriff ist weder verpönt, noch verboten noch wird darüber abgestimmt, ob er es bleiben solle oder nicht. Es ist schlicht kein Thema im Dorf, zumal viele ein solches Geschöpf auch noch nie zu Gesicht bekommen haben.
Dein kritischer Tatsachenbericht entsprach also fast uneingeschränkt der Wahrheit.
«Einsicht und Reue»
Einsicht und Reue überkamen mich. So entschloss ich mich nach Zürich zu reisen um mich bei den dort ansässigen Menschen zu entschuldigen. Da ich noch nie eine solche Exkursion unternahm, bat ich Philip Ziegler, den hiesigen Experten für Schlammblut-Angelegenheiten um Hilfe. «Bewegen Sie sich schnell, als ob sie Kokain konsumiert hätten und in fünf Minuten eine Pop-Up-Store-Re-Opening-After-Party besuchen, eine Prostituierte in einer Verrichtungsbox beglücken und zwei Millionen Franken an der Börse verlieren täten. Zeigen Sie nie Ihre Hände… ohne Smartphone. Alles andere würde die Menschen dort zur Annahme verleiten, Sie hätten keine Freunde oder Sie wären ein armer bedeutungsloser Nicht-Städter.»
«Spielweiden»
Sonntag 20. Oktober, 16:30 Uhr: Ich treffe mit meinem Esel in Zürich ein und nachdem ich ihn im beschaulichen Letzigrund weiden lasse merke ich: Dies ist ein besonderes Stück Schweiz. Die stinkenden Fussballspieler und Ordnungskräfte, die meinen Esel und mich vom Spielfeld zu vertreiben versuchten und sich mit kräftigen Tritten in der Fresse im Nirvana wieder fanden, hörte ich nichtmal («Schönbi» habe ich übrigens nicht getreten). Der Flugzeuglärm und das ewige Geschrei der Unfähigen, welche seit geraumer Zeit eine richtige Fussballweide zu bepflanzen versuchen, irritierten mein Sinnesorgan. Eine Fussballstädte, die jener einer Metropole gleich soll. Schliesslich sei Zürich ebenfalls ein Nabel der Welt. Schnell bemerkte ich die Angst, welche in der Stadt allgegenwärtig ist. Diese Angst vor der Stagnation, dem Bekannten. Die Angst vor der Wahrheit: Die Gewissheit, keine richtige Stadt zu sein, weder avantgardistisch noch innovativ sondern eben nur «Zürich» zu sein. Die Realität, dass das Hinterland eben doch viel näher ist als das Ausland.
Ich spürte Sie auch, als ich beim städtischen Beck ein Eingeklemmtes und ein «Rosoli» kaufen wollte. «Wir haben nur Bio-Weizen-Brot von glücklichen Demeterfeldern und mit Steinen angereichertes Sihlwasser». «Kein Wunder habt ihr AIDS, wenn ihr unser Abwasser trinkt oder darin badet», sagte ich und versuchte mich betont nicht entspannt zu benehmen und mich permanent unter der Nase zu reiben. «Hast du kein AIDS aber dafür Koks?», fragte mich der Mann an der Theke darauf in erwartungsvoller Haltung mit erregtem Glied. Ich suchte das Weite. Raus aus dem Laden und ab Richtung Ortszentrum, vorbei an Hafenkränen, die gewagt sein wollen, es aber nicht sind und an Szeneateliers, die es auch nicht sind. Etwa so gewagt, wie wenn der «Dorfmärcht» in Einsiedeln in einer von Braunvieh dominierten Landschaft auch Milch von Fleckvieh verkauft würde.
«Nur weg von hier»
Nachdem ich mich bei allen Zürchern, bis auf einen, für mein Benehmen entschuldigte und dies auch noch bei Christoph Mörgeli tun wollte, empörte sich dieser ab meiner Absicht. «Das Verhalten der Zürcher sei «bünzlig» und fremdenfeindlich, nicht jenes der Einsiedler. Der aufgesetzte Freigeist, das kopierte Modebewusstsein, der imitierte Intellekt, die gespielte Ausländerliebe. All dies lässt keinen Bewegungsspielraum zu und beruht viel mehr auf Angst vor Ausgrenzung als auf Freiheit. Ihr habt dem Herr ETH Professor gesagt, er sei kein Schweizer. Ihr habt ihm nicht gesagt, dass ihr ihn ausgrenzen wollt.»
lieber Pavel
was für ein Schelmenstück hast du dir da geleistet! Lustig? Nein! Satire? Nicht erkennbar! Recherchiert? Kaum! Sonst würde der Text nicht von Fehlern strotzen. Der Bahnhof Einsiedeln ist nicht beschaulich, sondern zur Zeit eine Baustelle. Aber du warst ja nicht da, richtig? Warum schreibst du nicht, dass du das alles nur geträumt hast? Dann wäre es erkennbar als erfunden. Das ist es nämlich. Und zum Herr Dunn: wenn er ein „-ic“ wäre, würde sich keiner aufregen, ja sogar sagen: richtig! Ich finde es mutig, dass sich die Einsiedler von einem Titel nicht blenden lassen. Die sechs Einsiedler Viertel Trachslau, Gross, Willerzell, Egg, Euthal und Bennau kennt jedes Kind – nicht aber Herr Dunn nach fast 40 Jahren wohnen in einem dieser Viertel. Arroganz? Vielleicht. Desinteresse? Muss sein. Ob er seinen Studenten nachsieht, wenn sie nach versauter Prüfung sagen, sie seien eben müde gewesen? Kaum. Deshalb: durchgefallen, lieber Herr Professor. So ist das Gesetz. Gerne können wir diskutieren, ob unsere Einbürgerungspraxis geändert werden soll.
Apropos Wissen: Einsiedeln ist ein Dorf und keine Stadt und wird es nie sein. Das hat nichts mit der SVP zu tun, sondern ist historisch bedingt. Wer findet die andern 15 Fehler?
Was für Drogen haben Sie sich während des Schreibens dieses Unsinns reingepfiffen? Ich versehe das „Nein“ auch nicht, aber ich liebe Einsiedeln, es ist ein schöner, weltoffener und freundlicher Ort! Und als internationale Antwort sage ich Ihnen, Herr oder Frau ( auch wir in Einsiedeln wissen, dass in Zürich die Frauen lesen und schreiben lernen dürfen) „SHAME ON YOU!“
Ich finde es ein Kindergarten, wie ihr mit diesem negativen DEMOKRATISCHEN Entscheid umgeht. Es gibt leider Leute die am liebsten alles in unsere schöne Schweiz einwandern lassen wollen und dann diese Leute auch noch einbürgern. Jedem dem es nicht passt dass er in Einsiedeln leben darf, kann gerne seine Koffer packen und dahin gehen wo er oder sie her kommt… ist doch ganz einfacht!