Basel (den) – Es sind schwere Zeiten für Stefan G. Der passionierte Berufseinbrecher hat seit vergangenem Freitag keinen Fuss mehr vor die Haustüre gesetzt. Sein geliebtes Brecheisen liegt unbenutzt im Büro.
«Die Leute sind permanent Zuhause. Und selbst meine Zweitausbildung als Taschendieb nützt mir wegen dem beschissenem Social Distancing gar nichts», sagt G. traurig, während seine Sturmmaske eine Träne aufsaugt. Die Interessengemeinschaft der Schweizer Berufseinbrecher hat am Dienstagmorgen notfallmässig die Kurzarbeit angemeldet. Aktuell würden sich ihre Mitglieder noch mit Ladendiebstählen und dem Verkauf von Zahngold über Wasser halten, aber schon nächste Woche könne es finanziell eng werden.
«Bitte Türen offenlassen»
G. hofft nun auf die Solidarität der Schweizerinnen und Schweizer und appelliert: «Wer kurz mit dem Hund nach draussen geht, soll bitte währenddessen die Türe offenlassen. Grosse Fernseher bitte jetzt von der Wand lösen, damit der Abtransport schneller klappt. Legen Sie Bargeld und Wertgegenstände in eine Schale in Eingangsnähe und ersparen Sie uns damit die lästige Sucharbeit.»
Nur wenn jetzt alle zusammenhielten, werde sich die Lage langfristig entspannen. G. fordert ausserdem, dass Schmuck und Edelmetalle regelmässig desinfiziert werden.
«Die Sturmmaske schützt mich nur unzuverlässig vor Corona-Viren. Ausserdem habe ich bei meinem letzten Einbruch die Lederhandschuhe verloren. Trotzdem möchte ich weiterhin fremdes Eigentum entwenden. Ich habe im Gegensatz zu den polnischen Kollegen nämlich wenigstens Berufsehre.»