Zürich (den) – Lorena Sager steht noch immer unter Schock. Die Barfrau des Zürcher In-Clubs „Gonzo“ hört Samstagnacht zum ersten Mal seit fünf Jahren das Wort „Danke“. „Da war ein Typ, der sagte ‚Bring mir mal bitte eine Cola Zero‘. Schon das Bitte machte mich stutzig. Aber als ich ihm das Getränk dann reichte, sagte er sogar ‚Danke‘. Sie habe vor lauter Erstaunen sogar vergessen, das Retourgeld zurückzugeben.
„Eine Arbeitskollegin meinte, dass der Typ ein Aargauer gewesen sein müsse. Die wollen in Züri ja sympathisch rüberkommen und ziehen darum diese Arschkriecher-Nummer mit Bitte und Danke durch“, so Sager. Doch für sie sei der Fall klar gewesen. „Das war ganz eindeutig ein Zürcher. Er trug eine Canda-Goose-Jacke obwohl es im Club 26 Grad warm war. “
Aktion kostet viel Überwindung
Dem Enthüller ist es gelungen, den jungen Mann ausfindig zu machen. Sein Name ist Sven I. Die Aktion mit dem Dankeschön sei ihm ein wenig peinlich, sagt der Marketingmanager. Er habe bisher eigentlich auf Füllwörter wie Bitte, Entschuldigung oder Danke verzichtet. So gehe es im Alltag auch viel schneller. Am Samstagabend habe er einfach Bock gehabt, mal was ganz Verrücktes zu probieren. „Keiner meiner Kollegen hat geglaubt, dass ich das mit dem Danke tatsächlich durchziehe.“
Zwar habe es ihn als Zürcher einiges an Überwindung gekostet, Danke über die Lippen zu bringen. „Ich war nahe dran zu sagen ‚Da..s hätte ruhig schneller gehen können‘, habe mich im letzten Moment aber dann doch noch zusammengerafft. Ob er den Trend beibehalten möchte, ist allerdings noch unklar. „Es ist schon ziemlich aufwendig, die ganzen Arschnasen zu begrüssen und sich für jeden Scheiss zu bedanken“, so der 26-Jährige.