Pollegio (den) – Es hat nicht sollen sein. Nach 17 Jahren Bauzeit muss der Gotthard-Basistunnel kurz nach der Eröffnung wieder geschlossen werden. Der Grund dafür: Batmanius Meronix oder auf Deutsch, die Flachohrfledermaus. Eine Gattung, die kurz vor dem Aussterben steht.
„Weltweit gibt es gerade mal noch geschätzte 23 Exemplare, wovon 12 in Zoos leben“, erklärt Nadine Bluntschi von Pro Natura Helvetia. Bei einer morgendlichen Testfahrt habe man eine Kolonie von 14 Tieren etwa in Tunnelmitte entdeckt. „Sie reagieren extrem empfindlich auf Licht sowie Zugluft“, so die Fledermaus-Expertin.
Es sei darum unumgänglich, dass der Tunnel wieder geschlossen werde „Die Tiere befinden sich gerade in der Brutzeit. Wir können sie darum bis Mitte August nicht umsiedeln. Generell ist eine Umplatzierung schwierig. Durch eine neue Behausung könnte das empfindliche Paarungsverhalten der Flachohrfledermaus gestört werden.“
Bauarbeiter sind entsetzt
Hans Alpnach kommt beim Thema Fledermaus die Galle hoch. Rund 14 Jahre war der Bauarbeiter am Graben der Röhre beteiligt. „Ständig hatten wir Probleme mit den scheiss Fledermäusen. Ich habe letzte Woche extra nochmals eine Kontrollfahrt unternommen und sämtliche Exemplare mit einer Dose Haarspray und einem Feuerzeug zur Umsiedelung ermuntert“, so der 53-Jährige.
Dass sein Tunnel jetzt wegen einigen wenigen Exemplaren nicht benutz werden könne, sei eine verdammte Schweinerei. Auch aus der Politik machen sich Stimmen breit, welche die Schliessung heftig kritisieren. „Ich kann das nicht glauben. Wegen einigen Fledermäusen soll dieses Jahrhundertwerk geschlossen werden? Da zeigt sich einmal mehr: Was in der Schweiz lebt und schwarz ist, sorgt für Ärger“, so SVP-Kantonsrat Werner Hässig
Zuspruch hingegen kommt aus dem Lager der Grünen. „Die Fledermäuse konnten ja nicht wissen, dass sie sich einen blöden Ort zum Leben ausgesucht haben.“ Hochrangige Parteivertreter plädieren dafür, dass die Züge ab August in Tunnelmitte auf Schritttempo reduzieren, um das Leben der Flachohrfledermaus nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. „Möglich wäre es natürlich auch, einen weiteren Tunnel zu bauen. Diesmal aber mit den nötigen Sicherheitsvorkehrungen.“