„Als ich den Initiativtext las ging es mir wie 90 Prozent der Bevölkerung. Ich dachte: ‚Was für ein Haufen gequirlter Scheisse. Eine Initiative, die Schweizer Recht über Menschenrecht stellt. Wer sollte denn so was für gut befinden?!“ Doch der Gehirnchirurg nimmt sich den „ausformulierten Witz“ als Ansporn. „Das menschliche Gehirn kann ausserordentliche Leistungen erbringen und manchmal auch entgegen jeglicher Logik Entscheidungen treffen. Zumindest wollte ich mir das selbst beweisen.“
Auf seinem Computerbildschirm sieht sich Roduner das Video einer drehenden Spirale an. Täglich für vier Stunden. „Ausserdem trug ich einen Kopfhörer auf dem meinen Frau den Initiativtext vorlas. Um mir die Entscheidung noch leichter zu machen, reicherte sie den Text mit unterschwelligen Botschaften an. ‚Flüchtlinge kommen nur wegen dem Geld, Neger vergewaltigen Frauen und Muslime planen Terroranschläge.'“
„In Kombination mit halluzinogenen Pilzen sowie der Panikmache einiger Medienhäuser machte das alles plötzlich Sinn, und das nach gerade mal drei Wochen“, so Roduner fasziniert. Dass die Durchsetzungsinitiative die Bevölkerung in einer Zweiklassengesellschaft aufteilt, dass Ausländer bei Wirtschaftsdelikten lustigerweise nicht ausgeschafft werden, dass bei Verbrechen neu ein Automatismus statt ein Richter entscheidet, all das habe er sich schönreden können.
„Wenn ich das kann, dann können das andere Schweizer auch“, ist Roduner überzeugt. Zwar brauche es etwas Geduld und Durchhaltevermögen um den gesunden Menschenverstand auszuschalten, aber möglich sei es. „Wem das zu anstrengend ist, dem empfehle ich wohl schweren Herzens doch ein Nein in die Urne zu legen.“
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