Experten alarmiert: Storytelling in Pornos immer schlechter

2. Oktober 2015 | Von | Kategorie: Wissenschaft
Muss oftmals blasen wenn es weh tut: Schwester Knockout.

Muss oftmals blasen, wenn es weh tut: Schwester Knockout.

Zürich (den) — Seit Jahren klagt die Pornoindustrie über rückläufige Umsätze. Eine Expertengruppe der Universität Zürich scheint nun einen Grund für die roten Zahlen gefunden zu haben: schlechtes Storytelling. „Ich benutze das Wort in diesem Zusammenhang nur ungern, aber die Geschichten in den meisten Pornos sind schlichtweg abgelutscht“ sagt Vincenzo Nero, Journalismus- und Storytelling-Experte der Universität Zürich.

Rund 400 Erotikfilme haben er und sein 12-köpfiges Team auf Kriterien wie Spannung, Dialoge und Überraschungseffekte untersucht. Das Ergebnis ist ernüchternd. „Es kommen immer wieder die gleichen stereotypen Ausgangslagen vor. Frau hat Probleme mit Abfluss und Klempner muss ein neues Rohr verlegen. Oder Krankenschwester opfert sich auf und gibt für die Genesung des männlichen Patienten vollen Körpereinsatz“, so Nero enttäuscht.

Kein Konsens, keine Lösung

Der 53-Jährige geht davon aus, dass das Publikum von den immer gleichen Geschichten gelangweilt ist. „Viele meiner Kollegen hielten bei den Filmen nicht länger als 10 Minuten durch. Nach dieser Zeit flachte die Spannungskurve rapide ab und die Testseher waren nicht mehr daran interessiert, das Ende der Geschichte zu erfahren.

Er selbst habe hingegen durchgehalten und trotz einer Handgelenksentzündung nahezu jeden Film zu Ende gesehen. Mit ernüchterndem Ergebnis. „Die ursprüngliche Problemstellung, also beispielsweise Rohr verstopft, rückte während des Films völlig in den Hintergrund. Das Problem wurde weder im Dialog der Darsteller noch in den Bildern erneut aufgegriffen. Und am Schluss kam kein Lösungsansatz vor, kein Konsens, gar nichts. Als ob das Problem gar nie existiert hätte“, sagt Nero enttäuscht.

„Man stelle sich vor der Journalismus würde nach den gleichen Prinzipien funktionieren. Also ein Problem fabrizieren wo eigentlich gar keines ist, dann bisschen belanglosen Text rundherum basteln und am Schluss dem Leser noch nicht einmal eine Lösung präsentieren. Total unbefriedigend. Wer würde denn da noch für eine Zeitung bezahlen wollen?“, so Nero stirnrunzelnd.

Den Glauben an gute Geschichten habe er aber trotz der schlechten Erfahrung mit den 400 Erotikfilmen noch nicht aufgegeben. „Mein Team und ich werden uns 400 weitere Filme ansehen, auch wenn das für uns weitere einsame, unbefriedigende Stunden in schlecht beleuchteten Videokabinen bedeutet.“ Diesen Dienst sei er der Wissenschaft und dem Steuerzahler schuldig.

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Ein Kommentar auf "Experten alarmiert: Storytelling in Pornos immer schlechter"

  1. Das Ende sagt:

    Und das schlimmste ist ja, dass das Endd stets das gleiche ist;)

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