„In der jetzigen Situation wäre es dekadent, den Fluss weiterhin fliessen zu lassen“, so Walter Ramseier, der seit rund 20 Jahren für die Milchqualität zuständig ist. Man wolle mit dem süssen Gewässer nicht für die Flüchtlingsdestination Schweiz werben. „In der Schweizer Politlandschaft gibt es keine Figur wir Merkel, die die Flüchtlinge ins Land einlädt. Bisher war es bei uns vor allem der Fluss mit Milch und Honig, der die Schweiz reizvoll machte. Na ja, und die lockeren Sozialwerke.“
Aufforderung zum Verzicht
Für Ramseier ist klar, dass jetzt alle helfen müssen, die Krise zu bewältigen. Er fordert Schweizer zum Spenden bei der Glückskette auf, sowie generell den Konsum zu hinterfragen und möglicherweise auch mal auf was zu verzichten. Sein Aufruf stösst auf offene Ohren.
So möchte beispielsweise Rosmarie W. etwas für Flüchtlinge tun. „Ich werde meinen Fiat Panda im Raum Schlieren ab sofort nicht mehr abschliessen, damit ihn ein Flüchtling klauen und benutzen kann“, so die Pensionärin, die das Auto sowieso nur als Zweitwagen benutzt, weil sie in Zürichs Agglomeration ihren Mercedes nicht verbeulen möchte.
Sie ist nicht die einzige, die etwas für Flüchtlinge tut. Auch Christoph B. aus Herrliberg möchte Menschen auf der Flucht unterstützen. „Ich verzichte auf meinen Sitz in der ersten Klasse der S-Bahn und gebe damit das Polster für einen Flüchtling frei, der täglich zur Arbeitszeit die Strecke Herrliberg-Bern pendeln muss.“
Selbst Schweizer im Grenzgebiet sind vorläufig bereit, zur Linderung der Krise beizutragen. „Wir verzichten auf Wochenendeinkäufe in Konstanz. Deutschland hat im Moment bereits genug Menschen, die die Grenze stürmen“, so eine 52-Jährige aus Kreuzlingen.