St. Gallen(den) — Die aktuelle Wetterlage sorgt für Verwirrung. Zuerst die Hitzewelle, dann der Temperatursturz um mehr als 10 Grad. Am Wochenende soll das Thermometer allerdings schon wieder über die 30-Grad-Marke klettern. Dieses ständige Auf und Ab verärgert viele Schweizer. Sie wissen nicht mehr, über welche Temperaturen sie jetzt eigentlich jammern sollen. Die heissen oder die kalten.
„Bisher war es immer ganz einfach. Der Sommer bestand aus vier schönen Tagen am Stück, danach konnte man jammern, wie schlecht doch das Wetter in der Schweiz sei“, so Meteorologin Annemarie Mötzli gegenüber dem Enthüller. „Dieses Jahr ist alles anders. Vor vier Tagen konnte ich morgens nicht auf die Terrasse. Ich hatte Angst, mir auf den Terrakotta-Platten die Füsse zu verbrennen. Heute früh hingegen war es gerade mal 16 Grad. Ich musste nochmals zurück in die Wohnung um mir lange Hosen und einen Pullover anzuziehen, bevor ich die Blumen giessen konnte!“
«Jammern entspricht dem Naturell der Schweizer»
Auch auf Facebook lässt sich der Unmut der Bevölkerung spüren. „WTF?! 13 Uhr und trotzdem erst 22 Grad? Wo ist der Sommer hin?!“, schreibt beispielsweise Journalismus-Studentin Valerie W. Sie ist nicht die einzige, die sich aufregt. Viele Schweizer müssen teilweise bis nachmittags um 15 Uhr warten, bevor sie in die Badi können. Zuvor ist es einfach zu kalt. Andere hingegen jammern, dass es während ihrer Mittagspause viel zu warm ist. „Ich verstehe das nicht. Draussen wären die Temperaturen endlich mal angenehm, aber trotzdem schwitze ich in meinem Büro wie ein Schwein“, schreibt Rolf A. auf Twitter. Am Vorabend hingegen sei es ihm mit 26 Grad um 17 Uhr definitiv zu heiss gewesen. „Ich habe mir beim Joggen sogar einen Sonnenbrand geholt. Scheiss Sonne!“
Psychologe Alain Güggenbuhler weiss, was viele Schweizer momentan durchmachen. „Jammern entspricht ja dem Naturell unseres Volkes. Viele fühlen sich vor den Kopf gestossen, weil ihnen das Jammern jetzt so schwer gemacht wird.“ Er empfehle den Eidgenossen daher, auf andere Themen auszuweichen. „Die Griechen sind noch immer Pleite, an der Tessiner Grenze versuchen noch immer massenweise afrikanische Asylanten ins Land zu kommen und die Fifa ist noch immer korrupt. Es gibt also genügend Themen, über die man sich echauffieren kann.“ Beim Wetter müsse man sich hingegen noch für einige Tage gedulden, bevor wieder ein eindeutiger Jammer-Trend spürbar sei. „Eigentlich jammerschade, aber so ist das halt!“