Meilen (den) – Ricardo Vadian traut seinen Augen kaum. Wo gestern noch das Ufer des Zürichsees war, ist heute nur ein grosses Loch. Der 63-jährige Villenbesitzer ist verärgert. „Die Aussicht aus meinem Gartenpavillon ist total beschissen. Da hätte ich ja gleich im Aargau bleiben können!“
Vadian ist nicht der einzige, der aus seinem Garten auf eine Wüste mit vereinzelten alten Velos starrt. Ersten Berichten zufolge ist der Zürichsee auf kompletter Länge ausgetrocknet. Schuld am Desaster ist die Hitzewelle der letzten Tage. Doch auch die um den Zürichsee liegenden Gemeinden müssen gemäss Greenpeace Schweiz zur Verantwortung gezogen werden. „Jede Badi deckt über Nach ihren Pool mit einer Plane ab, damit das Wasser nicht verdunsten kann. Die 40 Kilometer lange Plane für den Zürichsee ist allerdings seit 1953 beschädigt. Jetzt kriegen die Gemeinden die Rechnung dafür, dass das Teil nicht ersetzt wurde“, so Sprecher Ralf Otson.
Schon 1982 gab es einen ähnlichen Fall
Sämtliche Badis rund um den See bleiben mindestens bis zum nächsten Regenfall geschlossen. Hunderte Jobs, vom Fischer über den Klärwart bis zum illegalen Giftmüllentsorger, sind akut gefährdet. Erich Hugentobler von der SVP Wollerau erinnert das Seedrama an einen Fall aus dem Jahre 1982. „Damals war auf einmal der Weiher im Wald leer. Wir dachten zu erst auch, dass er wegen der Hitze ausgetrocknet sei. Ein in der Nähe campierendes Pfadilager berichtete uns dann allerdings, dass der Weiher von afrikanischen Asylbewerbern leergetrunken wurde.“
Hugentobler würde es nicht verwundern, sollten auch dieses mal Asylanten ihre Finger im Spiel gehabt haben. „Den Firlefanz mit der globalen Erwärmung glaube ich nicht. Im Auto-Club wurde mir glaubhaft erklärt, warum die Theorie nicht stimmen kann.“ Andere Politiker erinnern an den Fall von 1974, als ein Pedalofahrer versehentlich den Stöpsel des Sees zog und daraufhin das Wasser abfloss. „Damals half die ganze Bevölkerung mit und brachte Wasservorräte von Zuhause, die wir dann in den See gossen“, erzählt der Gemeinderatspräsident von Thalwil stolz. Sollte es innerhalb der nächsten fünf Tage nicht regnen, wolle er erneut einen Aufruf starten. „Bis dahin geniesse ich es allerdings, dass ich innerhalb von 20 Minuten zur Goldküste rüberjoggen kann.“