Zürich (den) — Vor 20 Jahren wurde der offenen Drogenszene am Platzspitz der Garaus gemacht. Seither sieht man rund ums Landesmuseum zwar keine Fixer mehr. Allerdings ging mit der Schliessung auch der Überblick über die Schweizer Drogenszene verloren. Für Konsumenten von Suchtmitteln wurde die Beschaffung selbiger ausserdem deutlich verkompliziert. Pünktlich zum Jubiläum soll der ehemalige «Needle Park» darum Anfang Juli wieder eröffent werden. Neu unter dem Namen «Needle Park 2.0».
SP-Stadträtin Susi Sprütz hat in mehrjähriger Zusammenarbeit mit Nadja «Naddel» Hühnerwadel von der Zürcher Suchtstelle das Konzept erarbeitet. «Es ist unser Lebenswerk», sagen die beiden ehemaligen Sexworkerinnen stolz. «Wir sind froh, dass wir bei diesem Non-Profit-Projekt komplett von Steuergeldern profitieren konnten», so Hühnerwadel strahlend. Trotz der gesponserten 38 Millionen Franken sei das Projekt ein Kraftakt gewesen.
Fixboxen nach Vorbild der Sexbox
Der Dachverband «Offene Szene Zürich Einheit « (OSZE) musste eigens für die Konzeptualisierung gegründet werden. Dieser heuerte den japanischen Stararchitekten Shigeru Bero für die Umgestaltung des Parks an. Einzelne Fixboxen – direkt vom Ideengeber der Sexbox übernommen – sollen den weniger sozial gestimmten Süchtigen die Möglichkeit geben, sich in aller Ruhe den Schuss zu setzen. Ausserdem sollen eine Saunalandschaft, Sonnenbänke und mehrere Schlafstellen den Fixern ein möglichst angenehmes «Chillen» ermöglichen. Die Drogenbeschaffung sei neu auch per App möglich. «Wir haben uns nicht einfach ohne Grund das Kürzel 2.0 hintendran gehängt», sagt Sprütz.
Bedenken zur Gefährdung von Kinder machen sich die Initiantinnen keine: «Junkies sind in der Regel zugedröhnt, die merken nicht einmal, wenn ihnen ein Balg einen Frisbee an den Kopf wirft. Sie sind eigentlich Menschen wie du und ich, nur mit hervorstehenderen Adern». Um Berürungsängste abzubauen sollen auch Familien ins Needle-Park-Konzept integriert werden. In Begegnungszentren werden Abhängige den Familien ihre Sucht näherbringen und erklären. «Uns ist wichtig, dass ein reger Ausstausch stattfindet. Ausser natürlich von gebrauchten Nadeln», scherzt Sprütz.
SVP zu aller Erstaunen mit an Bord
Unterstützung erhalten die Initiantinnen aus den Reihen der SVP. Nationalrat Wolf Hässig begrüsst das Vorhaben, nachdem er und sein Parteikollege Antonio Bartoguzzi lange für eine restriktive Drogenpolitik eingetreten waren: «Wir erhoffen uns von der neuen offenen Szene, dass sie das Stadtbild säubert», so Hässig. «Beim Platzspitz verkehren viel zu viele Eritreer. Mit Hilfe der Heroinsüchtigen können wir sie effizient vertreiben.»
Trotz plötzlicher liberaler Kehrtwende, Regeln sind auch Hässig wichtig. «Nur wer sich als Fixer ausweisen kann, soll im Needle Park gegen die Betäubungsmittelgesetze verstossen dürfen. Kiffer müssen weiterhin geahndet werden – ausser sie spritzen Heroin, was im Park ja legal ist.» Dennoch sollen die Vergehen grasrauchender Jugendlicher nicht zu hart bestraft werden. «Wichtig ist in erster Linie, dass die Neger Ausländer den Park freigeben.»
Text: Theophil L. Ohlstein
Es ist gut, wenn der Needle-Park wieder eröffnet wird. Dann sieht die ganze Schweiz, was ein gefährliches Rauschgift ist und hört die ewige Diffamierung unseres Alkohols endlich auf. Das ist nämlich ein harmloses und gesundes Genussmittel!