Schluss mit Selfie-Stress: Fitnessstudio stellt Fotografen ein

16. Juni 2015 | Von | Kategorie: Schweiz
Gegen einen Aufpreis folgt einem Werner Rothard auch in die Garderobe.

Gegen einen Aufpreis folgt einem Werner Rothard auch in die Garderobe.

Bern (den) — Immer mehr Mitglieder von Fitnessstudios knipsen während ihres Trainings Selfies. Denn wer seinen Körper stählt, der muss gemäss dem internationalen Fitness-Ehrenkodex die Welt daran teilhaben lassen. Doch nicht immer gelingt der perfekte Schnappschuss. Oft versperren andere Trainierende den Blick auf den Spiegel. Ausserdem ist es nahezu unmöglich, auf einem Foto gleichzeitig beide Arme anzuspannen. Und oftmals sind auch die Lichtverhältnisse im Studio unter aller Sau.

Fitnessbesitzer Walter Ramseier kennt die Probleme seiner Trainierenden. In seinem Studio bietet er darum seit anfangs Juni einen ganz speziellen Service an: Ein Fotograf, der die Mitglieder während des Trainings in den besten Posen ablichtet. „Für viele war die Doppelbelastung von Gewichte stemmen und Selfies knipsen einfach zu viel“, so der Berner. Oftmals seien die Handys aus den verschwitzten Händen gerutscht oder das Mitglied habe es verpasst, im richtigen Moment den Bauch einzuziehen. Seit dem sich jedoch ein Fotograf um die Bilder der prallen Bizepse unter knackigen Hintern kümmere, liege der Fokus der Mitglieder endlich wieder auf dem Training und dem Beobachten des anderen Geschlechts.

«Du fette Sau!»

Trainieren geht über Fotografieren.

Trainieren geht über Fotografieren.

Bisher haben 32 männliche und 14 weibliche Mitglieder vom Fotoservice Gebrauch gemacht. Eine Stunde Training mit Schnappschüssen kostet 75 Franken. Auf Wunsch feuert der Fotograf die Kunden an oder wirft ihnen im Paparazzi-Modus Beleidigungen an den Kopf. So soll ein „Beweg dich mal du fette Sau“ bei Frauen mit einem BMI von unter 17 wahre Wunder bewirken, sagt Fotograf Werner Rothard.

„Ich habe schon etliche wunderschöne Bilder hingekriegt. Für den perfekten Augenblick bin ich mir auch nicht zu schade, dem Mitglied in die Dusche oder Sauna zu folgen“, so der ehemalige Tilllate-Angestellte. Die Trainierenden vom Service des Profis begeistert. «Seit ich während meines Workouts keine Selfies mehr mache, konnte ich die Trainingszeit halbieren», sagt Josip Racovic, der das Studio fünf mal die Woche besucht. Ähnlich ist das Feedback der Frauen. «Ich trainiere viel entspannter. Bisher wusste ich nie, wann die Männer bei meinen Dehnübungen die Kamera auf meinen Hintern richten. Doch dank dem Klickgeräusch der Spiegelreflexkamera kann ich jetzt immer mein bestes geben», so eine Trainierende, die anonym bleiben möchte. Für Studiobesitzer Walter Ramseier ist klar, dass sich das Experiment gelohnt hat. „Wir verdienen mit den Fotoaufträgen gutes Geld. Der Paparazzo sorgt ausserdem für Kosteneinsparungen. Dank seiner Präsenz konnten wir die Sicherheitskameras in der Damendusche entfernen. Die waren ja wahre Stromfresser.“

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