Bern (den) – Der Bund zeigt Herz. Träger des Kleiderlabels Ed Hardy dürfen ab 2016 Behindertenparkplätze benutzen. Dafür wird ihnen ein Spezialausweis zugeschickt, der mit Glitzerpailletten verziert ist. Beantragen kann den Ausweis jeder, der sich innerhalb der letzten sechs Monate auf mindestens zwei seiner Facebook-Profilbilder mit dem Kleiderlabel abgelichtet hat.
„Es ist ein Stück weit auch Sache des Bundes, Randgruppen vor Ausgrenzung und Spott zu schützen. Träger und Trägerinnen von Ed Hardy haben es schwierig, sich in die Gesellschaft zu integrieren, stossen auf viel Abneigung“, erklärt Severino Steiger, Sprecher von S.T.R.A.N.G.E. (Schweizer Trägerorganisation Randgruppen, Andersartiger, Nonnen und Genfer Expats). „Wenn wir mit der Lockerung der Parkregel das Leid einer einzigen Person lindern können, hat sich der Aufwand schon gelohnt.“
Keine Freundin trotz Fitness und BMW
Einer, der von der neuen Sonderregelung profitiert, ist der 27- jährige Aargauer Lorenz B. Der passionierte Ed-Hardy-Träger freut sich darauf, dank der Gesetzeslockerung künftig noch näher am Eingang seiner Lieblings-McDonalds-Filiale parken zu können. Seiner Meinung nach war es an der Zeit, dass der Bund ihm und den schweizweit 120 verbliebenen Fans des Labels das Leben erleichtert.
„Wir haben es genug schwer im Leben. Ich bin 27 und hatte noch nie eine Freundin. Und das obwohl ich pro Woche vier Mal ins Fitnessstudio gehe und einen tiefergelegten BMW fahre.“ Möglicherweise sei ein Stück weit auch seine finanzielle Lage schuld daran, dass es mit den Frauen nicht klappt, so Lorenz B. „Pro Monat gebe ich über 500 Franken für die chemische Reinigung aus. Ich kann die Klamotten von Ed Hardy nicht in der Waschmaschine waschen, weil sich sonst die Strasssteine lösen.“
Neue Parkregelung fordert Missbrauch
Die Behindertenorganisation Pro Infirmis ist derweil entsetzt, dass man Menschen ohne Stil Behinderten gleichsetzt. „Für sie ist es nicht fair, mit Ed-Hardy-Trägern in einen Topf geworfen zu werden“, so eine Sprecherin des Hilfswerks. Sie befürchtet ausserdem, dass sich auch geistig nicht beeinträchtigte Menschen die Marke zulegen, um von der neuen Parkregelung zu profitieren.
Dem widerspricht Severino Steiger. „Es lässt sich ja auch keiner freiwillig die Beine brechen, damit er nachher im Rollstuhl Platz nehmen darf. Dementsprechend wird sich auch niemand Kleider von Ed Hardy holen, um danach den Behindertenparkplatz benutzen zu können.“ Ende 2016 sei eine Auswertung geplant, um zu sehen, wie viele Menschen von der neuen Regelung Gebrauch machten. „Wenn es unter 200 Anträge sind, nehmen wir als nächstes die Randgruppen-Labels FUBU und Roberto Geissini mit auf.“
Bild oben: Mischung aus Flickr/Docmonstereyes und Flickr/Thomas Kohler
Und was ist mit den Camp-David-Trägern? Wie lange muss ich diese Kleider noch tragen und werde ich geächtet, bis ich endlich direkt vor dem C&A parkieren darf?