Bern (den). Die Fieberkrankheit aus Afrika hat ihr erstes Schweizer Opfer gefordert. Rosmarie M. aus Bern ist an Angst vor Ebola gestorben. Gemäss ihren Angehörigen habe sich die 67-Jährige mit grosser Wahrscheinlichkeit durch die derzeit grassierende mediale Berichterstattung infiziert. In M.s Wohnung wurden haufenweise Zeitungen mit schlecht recherchierten Artikeln gefunden, auf ihrem Computer waren noch diverse Berichte über das Virus geöffnet.
«Sie las tagtäglich die Horrormeldungen über Ebola in den Boulevardmedien», sagt ihre Tochter Melanie M. mit Tränen in den Augen. Die 32-jährige Journalistin macht sich schwere Vorwürfe. «Meine Mutter war labil. Sie hat nie etwas hinterfragt, das in der Zeitung stand. Für sie galt das gedruckte Wort. Ich als Journalistin hätte ihr natürlich sagen müssen, dass man Zwecks Auflagensteigerung die Fakten auch mal so dreht, als ob die Menschheit direkt auf eine Katastrophe zusteuert. Das habe ich versäumt.»
Bereits im Februar soll sich Rosmarie M. bei ihrer Tochter gemeldet und nach Ebola erkundigt haben. «Sie wollte wissen, ob von ihrem Nachbarn ein Ansteckungsrisiko ausgehe. Der sei 1983 in Tunesien im Urlaub gewesen und habe sich am Buffet den Magen verdorben. ‹Boah Mama›, habe ich gesagt. ‹Nimm eine Zeitung in die Hand und informier dich ordentlich, anstatt mich mit so einem Scheiss zu nerven.› Und dann habe ich aufgelegt. Zu was das Informieren geführt hat, sehe ich ja jetzt. Meine Mutter ist tot. Die Angst vor Ebola hat sie mit einem Herzinfarkt bezahlt.»
Vier mögliche Infizierte
Die Berner Behörden melden, dass sich momentan vier Verdachtsfälle aus Rosmarie M.s Umfeld in Quarantäne befinden. Es handelt sich dabei um drei Nachbarn, die als Zweitleser die Zeitungen mit den Ebola-Artikeln konsumierten sowie um den Postboten, der die gedruckte Panikmache täglich zustellte. Möglicherweise seien sie durch Gespräche mit Rosmarie M. mit der Angst infiziert worden.
«Die vier Verdachtsfälle befinden sich in einem luftdichten Raum im Berner Inselspital und dürfen bis auf Weiteres keine Nachrichten konsumieren», heisst es auf Anfrage. Mit Beruhigungspillen und Psychopharmaka versuche man, das Problem in den Griff zu bekommen. «Die Patienten erhalten ausserdem Tamiflu à discrétion. Die nützen zwar nichts, aber wir hatten noch 82 Packungen im Keller.»
Melanie M. macht sich derweil Vorwürfe, weil sie ihre Mutter nicht sachlich über die Gefahren von Ebola aufgeklärt hat. «Schon damals bei der Vogelgrippe hatte sie Panik. Und auch vor SARS, der Schweinegrippe oder den Cumuluspunkten der Migros hat sie sich gefürchtet. Schlussendlich wurde sie von all den Krankheiten verschont. Ausser von der letzten. Mit der hat sie sich aber freiwillig infiziert.»