Bern – (den) Der Sextingskandal rund um den Aargauer Grünen-Nationalrat Geri Müller zwingt den Bund zum Handeln. Seit Montagmorgen arbeitet eine Taskforce am Projekt SENAA (Senden erotischer Nachrichten am Arbeitsplatz). Dieses sieht vor, in sämtlichen Schweizer Gemeinden und im Bundeshaus Stempeluhren einzuführen. Politiker sowie deren Sekretärinnen soll damit die Möglichkeit gegeben werden, vor dem Sexting auszustempeln.
„Pro Jahr verplempert der Durchschnittsparlamentarier knapp 15 Stunden mit Sexting“ sagt Rolf A. Strunk, Leiter der Taskforce. Bei ü60-Politikern liege der Zeitverlust noch höher, da es länger dauere, die intimen Stellen optisch ansprechend abzulichten. „Die schmutzigen Bilder kosten den Steuerzahler pro Jahr rund 24 Millionen Franken. Damit muss Schluss sein.“
Die Weiner-Regel
Ab 2015 sollen nur noch drei Sexting-Fotos während der Arbeitszeit erlaubt sein. Wer mehr Bilder vom Gemäch machen will, muss vorher ausstempeln, ähnlich wie bei Rauchpausen. Damit orientiert sich der Bund an der Weiner-Regel, welche ihren Namen vom amerikanischen Kongressabgeordneten Anhony Weiner hat. Dieser sorgte 2011 mit einem Sexskandal für Aufsehen. Die Weiner-Regel schreibt des Weiteren vor, dass Sex-Selfies auf der Toilette oder in einem Raum gemacht werden, der keinen Rückschluss auf die Lokalität zulässt.
Für die Grünen klingt die Weiner-Regel akzeptabel, wie ein Sprecher der Partei verlauten lässt. Die meisten Mitglieder besässen aufgrund der schlechten Energiebilanz sowieso kein Smartphone. „Uns ist ehrlich gesagt sch**ssegal, was der Bund beschliesst. Hauptsache wir können uns so schnell wie möglich von Geri Müller distanzieren.“
Politikern das Handy wegnehmen
Eine härtere Gangart fordert die Juso. Politikern über 50 soll das Mobiltelefon weggenommen werden. „Wozu brauchen diese alten Bonzen überhaupt ein Handy?! Ihre Eltern sind tot, ihre Kinder haben keinen Bock mit ihnen zu kommunizieren und für Snapchat sind sie zu blöd“ sagt der 19-jährige Juso-Sprecher David Ipuro.
Definitiv gegen den Juso-Vorschlag dürften die Schweizer Sonntagszeitungen stimmen. „Im serbelnden Printgeschäft sind sie auf Primeure wie den Skandal mit Geri Müller angewiesen“, sagt Medienexperte Vincenzo Nero. „Und die Geschichte funktioniert ja nur, solange die Bilder während der Arbeitszeit entstanden. Da kann man dann schön den Zeigefinger erheben und darauf hinweisen, dass die guten Politiker doch eigentlich arbeiten, und nicht Bilder von ihren Genitalien machen sollten. Dass hingegen auch massig Zeit durch Quizduell oder Gespräche während dem Gang zur Kaffeemaschine verplempert wird, scheint keinen zu stören.“
Für einmal völlig aus der Diskussion hält sich die SVP. „Dass es die Grünen nur schaffen, sich dank Sexchats und angeblich ungerechtfertigten Polizeieinsätzen medial zu inszenieren, spricht Bände. Bei uns geht es zumindest um die Politik„, so ein Parlamentsmitglied, das nicht genannt werden möchte.
Bild vom Handy (©Pro Juventute), Bild vom Geri: Parlament.ch, Bildmontage: Im Word gemacht von Buzz Orlger. Jawohl.