Zum Tod von Robin Williams

13. August 2014 | Von | Kategorie: People
Claudio

Dieser Mann ist schuldig (wenn gutes Aussehen ein Verbrechen wäre)!

Liebe Gemeinde

Gestern habe ich an dieser Stelle und auf watson.ch einen Artikel veröffentlicht, der den Tod des Schauspielers Robin Williams zum Thema hatte. Den Artikel gibt es hier. Nach relativ kurzer Zeit wurde unsere Facebook-Seite mit negativen Kommentaren zugedeckt. Auch diverse Journalisten stiegen via Twitter auf den Zug der kollektiven Empörung auf. Der allgemeine Tenor lautete: Der Enthüller macht Witze über den Selbstmord eines depressiven Schauspielers und betreibt unlustigen Schabernack über den Umstand, dass ein anderer Promi mit ähnlichem Namen noch fidel auf Erden wandelt.

Keine Angst, liebe Kritiker. Besonders der erste Punkt trifft in keinster Weise zu. Weder fällt im Text das Wort Suizid noch wird irgendetwas zum Thema Depression geschrieben (genau genommen fällt nicht mal der Name Robin Williams, aber das sei hier ein Detail). Mit anderen Worten: Über die Umstände des tragischen Todes von Robin Williams wird kein einziger Witz gemacht. Lediglich die Tatsache des Todes wird als Anlass für den Artikel genommen. 

Ich nehme daher an, dass ein Grossteil der Mitglieder der Empörungs-Maschinerie bereits nach dem Lesen des Titels nach Luft schnappen musste und sich deswegen gar nicht mit dem Text befassen konnte. Was den Witz mit der Namensverwechslung angeht. Ist es der beste oder originellste Witz ever? Ziemlich sicher nicht. Darf man über den Namen eines Prominenten Witze machen? Ich hoffe es doch sehr. Gibt es tatsächlich Menschen die Robin mit Robbie verwechseln und den Tod des Zweiteren auf ihren SM-Profilen betrauern? Jep, die gibts. Auch andere Pressetitel haben sich dieses Umstandes angenommen. War der Zeitpunkt für einen Artikel des Enthüllers darüber zu früh? Möglicherweise. Ging der Witz auf Kosten von Williams oder dessen Familie? Nein.

Bildschirmfoto 2014-08-13 um 13.57.14

Der Fokus des Texts liegt auf jenen Leuten, die inflationär RIP-Nachrichten verbreiten oder Statusmeldungen mit „Capitain, my capitain“ oder „Carpe Diem“ verbreiten. Nicht etwa, dass dies verboten sei, Gott bewahre. Trotzdem war es für mich Anlass genug, einen Artikel dazu zu veröffentlichen.

Bereits einmal haben wir vom Enthüller den Tod von Prominenten zum Anlass genommen. Auch als Ende letzten Jahres der Schauspieler Paul Walker und der Menschenrechtler Nelson Mandela gestorben sind, haben wir uns über den „RIPStorm“ lustig gemacht. Über den Fakt, dass hunderttausende von Facebook- und Twitternutzern RIP Paul Walker oder R.I.P. Mandela auf ihren Profilen verbreiten und im Fall von Walker so betroffen waren, dass sie eine Trauerfahrt für ihr Idol veranstalten mussten, um über den Tod dieses Ausnahmetalentes hinwegzukommen.

Aber die Thematik ist für uns nicht neu. Schon ein paar mal wurde uns fälschlicherweise vorgeworfen, wir machen uns über Personen oder Gruppierungen lustig. Ein paar Beispiele:

Hier (http://der-enthueller.ch/2014/02/11/thurgauer-behinderten-pruegler-strafffrei-er-wurde-provoziert/) machen wir uns nicht über Behinderte lustig, sondern über die heutzutage mehrfach bemühte Ausrede für Gewalt: „Ich musste ihn verprügeln, ich wurde provoziert“.

Dieser Artikel richtet sich nicht gegen Personen mit dem Down-Syndrom:
http://www.watson.ch/!561601507

Und hier hetzen wir nicht gegen Schwule, sondern empören uns über den Homohass in Russland:
http://der-enthueller.ch/2013/11/11/verfolgte-schwulenhasser-koennen-in-russland-asyl-beantragen/

Trotzdem mussten/durften wir uns genau diese Vorwürfe bei diesen und anderen Artikeln anhören.

Wir machen Satire. Diese kann man lustig finden, muss man aber nicht. Das Newsportal watson findet uns lustig (bis gestern taten sie dies auf jeden Fall) und haben uns auf ihrer Plattform eine zweite Heimat gegeben. In Zeiten von latenter Inovationslosigkeit bei den medialen Branchenführern, ist dieser Schritt begrüssenswert und wir schätzen die Zusammenarbeit mit Voigts Leuten enorm.

Lustigerweise erhielt der eigentliche Artikel zum Fall Williams auf watson keine Rückmeldung. Kein einziger Leser hat dort einen negativen Kommentar hinterlassen oder sich über den Artikel aufgeregt. Dies mag daran gelegen haben, dass watson den Titel geändert hat, wer weiss das schon. Es stärkt jedoch die Theorie der blinden Empörung, ohne das vorgängige lesen (oder Lesen?) des Textes.

Ich bin nicht beleidigt, dass mein Artikel, der wahrlich nicht zu den besten meiner Satirekarriere gehört, bei gewissen Lesern nicht angekommen ist. Ebenso wenig zweifle ich nun unseren bisherigen Satirekatalog und noch weniger unser Verständnis von Satire an.
Eher belustig mich das Shitstörmchen welches die Moralpolizei auf unserer Seite hinterlassen hat (ohne den Artikel gelesen zu haben?). Ein paar dieser Leute werfen dann im Herbst wieder Giacobbo/Müller vor, sie betrieben monopolistische Weichspülsatire und lamentieren, dass es in der Schweiz keine bissige Satire mehr gibt.

Aber im jetzigen Fall wendete sich alles zum Guten. Watson hat den Artikel offline genommen, die Moralisten haben gewonnen.

Herzlich grüsst

Claudio Gagliardi (Pavel Kulicka)

*Der Autor ist Politredaktor, diplomierter Legastheniker, die heterosexuelle Hälfte des Enthüllers und freut sich, in ein paar Wochen seine neue Tätigkeit als Newsredaktor bei watson zu beginnen.
Aufmunternde Tweets empfängt er gerne auf @El_Gageli.

PS: Falls Sie bis hier hin durchgehalten haben, gibts nun für Sie ein lustiges Katzenvideo.

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5 Kommentare auf "Zum Tod von Robin Williams"

  1. manu sagt:

    mochte robin williams, wenn auch nicht alle filme von ihm gut wahren. mochte auch den Artikel.
    solltest dich nicht über leute aufregen die deine arbeit nicht verstehen 😉

    proscht

  2. Nugatory sagt:

    Hab mich ab dem Artikel gestern ziemlich amüsiert, auch wenn ich einige Filme von Robin mochte.
    Schade dass derart viele Leser nicht zwischen Spass und Realität unterscheiden können.

    Das Wochenende naht.

  3. Mr. X sagt:

    Sehr geehrter Herr Gagliardi

    Ich schätze Ihre Artikel normalerweise sehr. Doch diesen Rechtschreibfehler können Sie sich nun nach diesen vielen negativen Feedbacks ganz sicher nicht leisten: „Inovationslosigkeit“. Mit 2 „nn“, ich bitte Sie! Ich hoffe, dass Pavel Kulicka bald wieder aus den Ferien zurück kommt und Sie beim „enthüller“ nichts mehr verloren haben. Einen Leser weniger!

    • Frau X sagt:

      Ach komm schon Mr. X. Rechtschreibung wird überbewertet. Wichtig ist, dass man versteht was gemeint ist. Ob da „Inovation“ oder „Innovation“ steht interessiert kein Schwein. Wie mein Ömi schon so schön sagte „Man muss nicht perfekt schreiben oder reden können um einander zu verstehen. Hauptsache man kommuniziert“. Solche Leser wie dich braucht es hier glücklicherweise nicht wirklich. Schöns Tägli!

    • Mr. B sagt:

      „… Mit 2 „nn“…“ Das wären dann ja vier! :)

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