Fitnessstudio benutzt Trainingsgeräusche für Pornofilme

21. Juli 2014 | Von | Kategorie: Schweiz
Kushtrim S. schämt sich für seine "Pornokarriere". Gina-Lisa Lohfink findet er trotzdem geil.

Kushtrim S. schämt sich für seine „Pornokarriere“. Gina-Lisa Lohfink findet er trotzdem geil.

Bülach (den) – Vor zwei Wochen wird Kushtrim S. vor einer Zürcher Bar angesprochen. «Ein 25-jähriger Mann meinte, mein letzter Film sei mega geil gewesen. Mit blonden Haaren hätte ich ihm zwar besser gefallen, aber meine Stimme sei nach wie vor der Hammer.» Kushtrim S. glaubt zunächst an eine Verwechslung, denn der 22-jährige Schweizer hat bis auf einen Werbespot für Autozubehör keinerlei Schauspielerfahrung. «Auf meine Frage, was das für ein Film gewesen sei,  streckte mir der Typ beschämt sein Handy entgegen.» Was Kushtrim S. in der Folge sieht, lässt ihm dem Atem stocken.

Auf dem Display läuft ein Gayporno. «Der eine Schauspieler sah mir leicht ähnlich, halt bis auf die Haare. Was mich aber wirklich geschockt hat, war seine Stimme. Das war ganz klar meine Stimme, mit der der Typ  stöhnte. Mir war völlig unklar, wie ich es akustisch in einen Film namens ‹Fisherhand’s Friend – ist er zu gross, bist du zu eng› geschafft hatte.»

 Studio wollte sich etwas dazuverdienen

Die Recherchen des Enthüllers führen schnell zu Tage, wie Kushtrim S.’ Stimme im Erotikfilm landete. Schuld trägt das Fitnessstudio «Prollo-Fit» in Bülach. Dieses hat die Stimmen von Kushtrim S. und vielen weiteren männlichen Trainierenden heimlich aufgezeichnet und an ein tschechisches Pornostudio verkauft. Bei der Staatsanwaltschaft Zürich sind mittlerweile 18 Beschwerden gegen «Prollo-Fit» eingegangen. Gegenüber dem Enthüller möchte sich der Geschäftsführer des Studios, Roland B., nicht zum laufenden Verfahren äussern. Seine Geschäftspartnerin Patrizia G. hingegen gibt sich weniger zimperlich. Nach 83 Anrufen innerhalb von sechs Stunden sowie dem Angebot eines Honorars in Höhe von 6’000 Franken ist sie zu einem Interview bereit.

Gemäss Patrizia G. habe das Studio seit April 2012 die Trainingsgeräusche der männlichen Kunden aufgezeichnet. «Wissen Sie, weil unser Studio relativ günstig ist trainieren bei uns dutzende Proleten-Arschlöcher. Obwohl wir ihnen regelmässig sagen, sie sollen ihr Training auf Zimmerlautstärke durchführen, stöhnen sie lauter als die Williams-Schwestern auf dem Tennisplatz. Rund um die Hantelbank klingt es wie in einem Reservat für Gorillas mit Tourette-Syndrom.» Es hätten schon viele Kundinnen ihre Mitgliedschaft gekündigt, weil sie vom Gestöhne der Männer genervt gewesen seien. Das Studio habe sich mit den Tonaufnahmen der Trainierenden darum etwas dazuverdient. «Dass die Geschichte jemals rauskommt, konnten wir ja nicht wissen. Schliesslich verkaufen wir seit Jahren abgelaufenes Proteinpulver, und das ist auch noch keinem aufgefallen. Moment, schreiben Sie das lieber nicht.»

 «Frauen finden Gestöhne sexy»

Trainiert häufig ihre Brustmuskeln und liebt es, wenn Männer stöhnen: Cherry Pushalot.

Trainiert häufig ihre Brustmuskeln und liebt es, wenn Männer beim Training stöhnen: Cherry Pushalot.

Als Wiedergutmachung hat «Prollo-Fit» den betroffenen Mitgliedern mittlerweile eine gratis Jahresmitgliedschaft sowie Rabattgutscheine für einen «Massage-Club» angeboten. Doch nicht alle Geprellten lassen sich so leicht abspeisen. «Was soll ich mit einem Gutschein fürs Puff? Frauen krieg ich doch auch gratis, schliesslich habe ich ein Sixpack und einen tiefergelegten BMW», sagt ein sichtlich enttäuschter S.

Er und seine Trainingspartner planen die Eröffnung eines eigenen Fitnessstudios namens «Sweat&Scream». Dort soll keine Dezibel-Beschränkung herrschen. Auch nicht für Frauen. «Ich glaube, dass Frauen das Gestöhne der Männer durchaus anziehend finden. Beim Gewichtedrücken zu schreien hat etwas animalisches. Keine Frau kann mir weismachen, dass sie diese Geräusche in Kombination mit einem verschwitzten Körper nicht sexy findet», so Kushtrim S.

 Foto oben: Istolethetv Foto unten: CEBImagery.com

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