Sexflaute in Zürich: Prostituierte arbeitslos wegen «Der Bachelor»

4. November 2013 | Von | Kategorie: Schweiz
Tote Hose bei den Prostituierten. «Der Bachelor» killt ihre Karrieren.

Tote Hose bei den Prostituierten. «Der Bachelor» killt ihre Karrieren.

Zürich (den) – Rumina ist genervt. «Hier gibt es nichts zu ficken», klagt die 19-jährige Prostituierte, während sie an einer Zigarette zieht. Auch ihre Kollegin Olga wartet vor den Verrichtungsboxen in Zürich-Altstetten vergeblich auf Freier. Sie habe die letzte Woche mit gerade mal 400 Franken auskommen müssen, beschwert sie sich. Und es werde nicht besser.  Schuld an ihrer finanziellen Misere sei die Sendung «Der Bachelor» auf 3+.

«Viele Freier fragen sich, warum sie 150 Franken für eine schnelle Nummer im Auto zahlen sollen, wenn sie sich beim «Bachelor» gratis mit 20 Frauen auf Thailand vergnügen können», resümiert die 23-Jährige. Ihre Kollegin Rumina pflichtet ihr bei: «Mich wollte letzthin ein Freier nach 45 Minuten Sex mit einer Rose abspeisen.» Im Fernsehen werde das ja nicht anders gemacht, lautete seine lakonische Begründung .

Ruf der Prostituierten steht auf dem Spiel

Rumina, Olga und viele weitere Prostituierte fürchten um ihre Zukunft und ihren Ruf. Im Fernsehen werde ein verzerrtes Bild der käuflichen Liebe präsentiert, bemängeln sie. Vom Candlelight-Dinner oder billigen Abendkleidern allein könne man nicht leben. Die Studentin und Teilzeithure Jessica bringt es auf den Punkt: «Der Bachelor zerstört den Ruf von uns Nutten!»

Bei 3+ ist man sich keiner Schuld bewusst. Die Sendung habe garantiert nichts mit Prostitution am Hut, denn die Frauen seien ja alle freiwillig dabei. Auch von einem falsch vermittelten Frauenbild, will man nichts wissen. «Unsere niveauvollen Frauen wie das Erotikmodel Vanessa oder die Asiatin Vanny, die wir auf unserer Website als extrovertiert und sexuell freizügig porträtieren, sind garantiert nicht leicht zu haben», heisst es auf Anfrage. Ausserdem gehe es beim Bachelor nicht um käufliche, sondern um die wahre Liebe.

Zürcher Freudendamen wollen fürs Begrapschen mehr als nur Rosen.

Zürcher Freudendamen wollen fürs Begrapschen mehr als nur Rosen (Symbolbild, das die Klickrate nach oben treibt).

«Beim Bachelor geht es nicht um Sex»

Milieu-Experte Glenn Hugi hat Verständnis für die Situation der Zürcher Prostituierten. «Für sie muss es hart sein, wenn die Männer plötzlich fernbleiben und daheim das Bewerbungsformular für die nächste Staffel der TV-Serie ausfüllen, anstatt zum Strich zu fahren.»

Dass es beim Bachelor primär um Sex geht, bezweifelt er jedoch. «Es ist unmöglich, dass die jeweiligen Kandidaten mit all diesen Frauen schlafen. Das liegt zeitlich schon gar nicht drin, schliesslich müssen sie täglich mehrmals mit ihren Müttern telefonieren», so Hugi.

Ein Urteil zur Sendung möchte er nicht abgeben. Er habe erst zwei Folgen von «Der Bachelor» gesehen. Wer als Milieu-Experte täglich das ganze Leid auf der Strasse mitbekomme, müsse sich das nicht auch noch in der Freizeit antun. Für den nächsten Bachelor-Kandidaten hat Hugi dennoch einen Tipp auf Lager:  «Die Chance beim Bachelor die wahre Liebe zu finden ist in etwa gleich gross wie in der Verrichtungsbox.»

Text: Buzz Orgler, Bild oben: Ainznando, Bild unten: The Chanel

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Ein Kommentar auf "Sexflaute in Zürich: Prostituierte arbeitslos wegen «Der Bachelor»"

  1. Claudia sagt:

    Ja, Bachelor Staffeln werden immer sexistischer… :-)

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