Rom (den) — Das Schiffsunglück mit über 900 toten Flüchtlingen schockt die Welt. Während Europa darüber diskutiert, wie solche Katastrophen zukünftig vermieden werden können, bietet einer ganz ungefragt seine Hilfe an: der ehemalige Costa Concordia Kapitän Francesco Schettino.
Über seinen Anwalt lässt der Italiener ausrichten, dass auch ihn das Drama im Mittelmeer mitgenommen habe. „Ich weiss nicht, wie so etwas passieren konnte. Da muss ein absoluter Vollidiot am Steuer gestanden sein.“ Zwar habe auch er keine Patentlösung, wie man die Flüchtlinge zum Bleiben im eigenen Land überreden könne, aber zumindest die Überfahrt nach Lampedusa könne mit ihm sicherer gestaltet werden. „Würde mich der italienische Staat nicht länger diskreditieren, könnte ich jährlich tausende von Leben retten“, gibt sich Schettino überzeugt. Stattdessen müsse er rumsitzen, Däumchen drehen und ein dümmliches Buch schreiben.
Geldgier findet Schettino widerlich
Ihn zeichne eine langjährige Karriere als Kapitän aus. „Ausserdem weiss ich, wie man ein Schiff im Notfall richtig evakuiert.“ Die Welt dürfe ihn nicht weiter als Buhmann des Costa-Concordia-Unglücks sehen, nur weil er damals gestolpert und in ein Rettungsboot gefallen sei, sagt Schettino. „Es ist ausserdem ausgeschlossen, dass ich nochmals ein Schiff auf einen Felsen setze. Bei Flüchtlingsbooten besteht keiner darauf, für eine Winkgelegenheit in Küstennähe zu fahren.“
Schettino findet es widerlich, dass kriminelle Schlepperbanden aus Profitgier das Leben der Flüchtlinge aufs Spiel setzen. „Diese Menschen bezahlen für die Überfahrt bis zu 10’000 Euro. Ich würde es für die Hälfte machen“, so der Italiener grosszügig. Mittlerweile hat sich Italien für die unüberlegten Äusserungen „Schleppinos“ entschuldigt. Man versuche normalerweise, die Bevölkerung vor den Aussagen von Idioten zu schützen, ausser sie stammten von politischen Schwergewichten.
Idee: L. Diggelmann
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