Putin: «Ich bin nicht untergetaucht, ich musste mich lediglich um Krims-Krams kümmern»

17. März 2015 | Von | Kategorie: Ausland
 Strahlt wieder wie der alte Reaktor von Tschernobyl zu seinen besten Tagen: Vladimir Putin. Bild: AP/Kyrgyz President Press Service

Strahlt wieder wie der alte Reaktor von Tschernobyl zu seinen besten Tagen: Vladimir Putin. Bild: AP/Kyrgyz President Press Service

Mehr als eine Woche fehlte vom gloriosen Führer des russischen Reiches jede Spur. Jetzt ist er aufgetaucht und steht dem Enthüller Red und Antwort. Im Interview spricht er über seine Träume, seine Ängste und seinen «Schweizer» Nachwuchs.

Herr Putin, Sie waren für ein paar Tage weg und die ganze westliche Welt stand Kopf. Es kursierten Gerüchte über Ihren Tod, ein Attentat oder gar einen Putsch im Kreml. Wie erklären Sie sich die Faszination an Ihrer Person?
Nun ja, ich bin der letzte Rockstar der globalen Politik. Nach dem mit Gaddafi und Jong-il die letzten beiden internationalen Exzentriker von uns gegangen sind, bin ich plötzlich der letzte der drei Musketiere, wie wir uns scherzhaft nannten. Schauen Sie, Merkel hat das Charisma einer trockenen Pflaume, Hollande erinnert mich immer an Inspector Clouseau und Obama sieht aus, wie der wesentlich uncoolere Bruder von Dennis Rodman. Da reicht es, wenn ich einmal pro Jahr mein Hemd ausziehe oder mich für ein paar Tage nicht blicken lasse, um das Bild eines starken, kompromisslosen Führers zu zementieren.

Sie sprechen die letze Woche an. Wo waren Sie eigentlich?
Meine Mätresse hat tatsächlich im Tessin ein Baby zur Welt gebracht, wie dies der Boulevard berichtet. Ich bin nun stolzer Vater des kleinen Krim Jong-un. Ich konnte jedoch bei der Geburt nicht dabei sein, sondern musste mich in einer abgelegenen russischen Region um einigen Krim-Krams kümmern.

Was können Sie uns von dieser Region berichten? Steht es um sie tatsächlich so schlimm wie es in diesem Artikel steht?
Der Krim geht es genau so blendend wie dem restlichen Russland.

In dem Fall müssen wir das Schlimmste annehmen, aber sprechen wir über etwas anderes. Wie beurteilen Sie die Arbeit Ihrer russischen Propagandamedien, besonders im Fall des ermordeten Politikers Boris Nemzow?
Ich weiss nicht, wovon Sie sprechen. Laut den Informationen unseres Geheimdienstes strauchelte Nemzow und fiel unglücklich auf ein paar alte Pistolenkugeln, die auf dem Gehsteig lagen. Dies führte leider zu seinem Tod. Darüber haben unsere Medien fair und ausgewogen berichtet. Ich bin mit der Berichterstattung sogar äusserst zufrieden.

Können Sie das erklären?
Medienarbeit kostet Geld und Geld müssen wir im Moment für die Krim, die WM 2018 und die Olympischen Spiele in Moskau 2024 auf die Seite legen. Ich bin deshalb besonders happy über die Gratisarmee von Russland-Fan-Boys. Diese Internettrolle ignorieren jeden negativen Beitrag über Russland, auch wenn einige Berichte durchaus der Wahrheit entsprechen und greifen die Autoren und die prowestlichen Leser aufs Schärfste an. Diese Arbeit ist unbezahlbar und ich möchte allen Trollen da draussen recht herzlich für ihre Unterstützung danken.

Wir haben in der Einleitung zu diesem Artikel geschrieben, dass Sie uns etwas über Ihre Ängste und Träume verraten. Was können Sie uns dazu sagen? Wir ständen sonst schön blöd da.
Ich habe keine Angst, vor gar nichts. Ich ringe mit Bären, tauche mit Haien und renne mit sibirischen Tigern. Tönt dies nach einem Mann, der vor etwas Angst hat?

Tönt eher nach einem Mann, der etwas kompensieren muss, aber was wissen wir schon. Wie steht es um Ihre Träume?
Ich träume davon, ein grosser russischer Autor zu werden wie Tolstoi oder Dostojewski. Ich habe auch bereits damit begonnen, einen Roman zu schreiben. Er heisst «Krim Kong» und handelt von einem ehemaligen Präsidenten, der zusammen mit einer sexy Assistentin Krim-inalfälle löst. Ich könnte mir auch vorstellen in ein paar Jahren für das Amt des FIFA-Präsidenten zu kandidieren. Bei denen ist meine unkomplizierte Art der Problemlösung sicher gefragt.

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