Nach 35 Jahren – Schweizer Pornofilmer stellt seine VHS-Produktion ein

10. Februar 2015 | Von | Kategorie: Medien

Basel (den). Patric Silvani steht vor dem Ende. 35 Jahre lang hat der Basler Filmemacher Tausende Schmuddelfilmli «Made in Switzerland» für den heimischen Markt produziert, hat die Darstellerinnen ausgesucht, Drehbewilligungen eingeholt, stundenlang Material gesichtet und daraus «Sex-Juwelen hergestellt», wie Silvani selber sagt. Dem umtriebigen Produzenten und Regisseur verdankt die Schweiz Filme wie «Schneefickchen auf dem Uetlizwerg», «Aargauer Hausfrauen und der Reiter aus Schwanzsylvanien» oder «Füdliorgie im Zigerschlitz». «Ich war jedes mal mit Stolz erfüllt, wenn ich eine fertige Videokasette in meinen Händen hielt», seufzt ein sichtlich bedrückter Silvani. Einen Grossteil seiner Produktion lieferte der gelernte Haustechniker jeweils persönlich bei den Videoverleihs und Sexkinos der grossen Städte ab.Porn7206069079690326

Doch diese Zeiten sind vorbei, die Bestellungen aus den Städten blieben je länger je mehr aus. «Seit 15 Jahren wird aus Basel, Zürich und Bern nichts mehr bestellt, dafür setzte in der Zentralschweiz und den hinteren Tälern des Bündnerlandes und des Wallis ein Boom für meine Sexfilme ein», sagt Silvani. «Den Aufschwung konnte ich mir damit erklären, dass in diesen Gebieten um Jahr 2000 die VHS-Geräte enorm populär wurden, doch der Rückgang im Rest der Schweiz war für mich lange Zeit ein Rätsel», sagt Silvani. Als vor einem Jahr auch der Verkauf ausserhalb der Grossstädte zu kriseln begann, machte sich Silvani auf die Suche nach der Ursache für die Misere.

Filmli vom Schulsozialarbeiter

Fündig wurde Silvani auf dem Handy seines Sohnes. «Eines Tages kam mein 8-Jähriger ganz aufgeregt von der Schule heim. ‹Papi, Papi, das ist doch Mami›, sagte er und zeigte mir auf seinem Smartphone einen Ausschnitt aus dem Film ‹ATM im VBS›, in welchem meine Frau die Sekretärin des VBS-Chefs spielt. Ich fragte bei seinen Schulkameraden nach und fand heraus, dass alle Jungs und die Hälfte der Mädchen Pornos auf ihren Handys gespeichert hatten. Natürlich war ich schockiert, denn die Knirpse haben gar nichts für die Videos bezahlt, sondern sie vom Schulsozialarbeiter geschickt bekommen. Gratis!! Stellen Sie sich das einmal vor.» Da dämmerte es ihm, dass dieses Internet, für welches er lang Zeit bloss ein müdes lächeln übrig hatte, ihm die Kunden abgejagt hatte.

Nach einem Gespräch mit seiner Mutter, die den Versand des Pornohandels betreut, ist Silvani nun zur Einsicht gekommen, dass sich mit VHS-Kasetten kein Geld mehr verdienen lässt. Nach 35 Jahren stellt er die Produktion deswegen ein. «Für mich bricht nun eine Welt zusammen. Aber ich darf den Kopf nicht hängen lassen», gibt sich Silvani nun kämpferisch. Er hat auch bereits eine neue Idee. «Ich habe gehört, dass bei ‹Sunrise›-Kunden diese Handy-Sexabos gross im Trend liegen. Ich verhandle gerade mit deren Marketingabteilung über einen Deal zur Lieferung von Filmli. Ich hab da ein gutes Gefühl, denn seit gestern weiss ich, dass man mit Telekommunikations-Anbietern in der Schweiz immer einen guten Deal abschliessen kann

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