Zürich (den). Mohammed Hetzer ist traurig und deprimiert. Seit 17 Jahren zeichnet der Zürcher für verschiedene Zeitungen Karikaturen. Doch nach den Pariser Anschlägen wurde ihm nahegelegt, seinen Job an den Nagel zu hängen.
„Mit meinem Namen kann ich nur verlieren. Sobald ich eine Karikatur mit Mohammed unterzeichne, ist die Hölle los. Und auch beim Nachnamen Hetzer werden viele ein politisches Statement vermuten. Meine Arbeitgeber haben mich bis aufs weitere freigestellt.“ Zwar habe er in der Vergangenheit Werke unter den Pseudonymen Co-Rahn und Alla-Babah veröffentlicht, aber auch die seien angesichts des aktuellen Kontexts wohl wenig hilfreich.
Opportunisten der Stunde
Der jüdischstämmige Scientologe ist überzeugt: „Wenn ich jetzt aufhöre zu zeichnen, dann haben die Terroristen gewonnen.“ Es sei ihm wichtig, für die Meinungs- und Pressefreiheit zu kämpfen. Diesen Gedanken vertreten auch verschiedene Newsportale, die kurzerhand auf den #jesuischarlie-Zug aufgesprungen sind. Karikaturen von Hetzer wollen sie trotzdem nicht.
„Ich bitte Sie, unser Aufruf für die Freiheit war eine witzige Idee unseres Praktikanten„, heisst es aus der Blick-Chefetage. „Wir sind einfach die Kartei mit den Promis durchgegangen und haben gefragt, ob wir ihre Gesichter aufs Titelblatt drucken dürfen. Da haben die wenigsten was dagegen. Natürlich sind alle gegen den Terror. Die sind ja auch alle gegen die Umweltverschmutzung, Atomstrom oder die Musik von Justin Bieber.
Konkret unternehmen wird aber niemand was. Und auf Karikaturen und Satire verzichten wir bei unserer Zeitung natürlich auch. Wir wollen uns ja nicht die Finger verbrennen. Trotzdem sind wir nicht gegen den Humor. Wer beim Lesen eines Artikels gerne lachen will, dem empfehlen wir einen Besuch auf blickamabend.ch„, so ein Sprecher des Boulevardblatts.
Kippa und Kopftuch
Mohammed Hetzer helfen solche Aussagen natürlich wenig. Der Karikaturist lebt von der Provokation, von der zeichnerischen Darstellung politischer und sozialer Missstände. Um vorerst über die Runden zu kommen, will er jetzt in Paris Karikaturen von Touristen malen. „Da kriegt jeder sein Fett weg. Ob Frau mit Kopftuch oder Mann mit Kippa.“