Zürich. (den) Dem Taxidienst Uber wurden schon häufiger rabiate Geschäftspraktiken vorgeworfen. Letzte Woche toppte ein Manager der Firma jedoch alle vorherigen Negativschlagzeilen. Emil Michael, der bei Uber für das operative Geschäft zuständig ist, dachte bei einer Veranstaltung laut darüber nach, das Privatleben von Journalisten auszuforschen. Das könne Uber helfen, gegen unliebsame Medien zu kämpfen.
Mittlerweile hat sich der Manager via Twitter entschuldigt. Doch Uber weiss, wie wichtig die Meinung von Medienschaffenden ist. Um wieder Boden bei der Presse gut zu machen, bietet der Taxidienst darum weltweit Gratisfahrten für Schreiberlinge an. Auch in Zürich. Um in den Genuss der kostenlosen Fahrten zu kommen, braucht sich der Journalist noch nicht einmal bei Uber anzumelden. „Wir wissen, wer negativ über uns schreibt. Wir werden uns bei den entsprechenden Schmutzfinken Journalisten direkt melden“ sagt Uber-Zürich-Manager Raoul Jalari.
Gratisfahrt für 15 Stunden
Dass Uber mit seiner Aktion aufs richtige Pferd setzt, zeigt das Beispiel von Janick M. Der Journalist äusserte sich vor zwei Wochen kritisch über die schleierhafte Finanzierung des Taxidiensts. Nach einer 15-stündigen Fahrt über Wald- und Wiesenwege ist er nun jedoch ein regelrechter Uber-Fan.
„Der Kofferraum ist extrem bequem gepolstert und auch gut isoliert. Weder drangen Fahrtgeräusche nach innen, noch meine Schreie nach draussen. Obwohl ich so lange unterwegs war, musste ich nicht einen Rappen dafür bezahlen.“ Zur Komfortsteigerung habe ihm der Fahrer das Handy abgenommen, damit er während der Fahrt nicht durch allfällige Anrufe gestört werde. „Einzig die Route konnte ich nicht bestimmen. Aber was soll’s, war ja gratis.“
God’s View
Auch andere Journalisten schwärmen vom Fahrtdienst. Janine U. beispielsweise lobt die Kundenfreundlichkeit. „Uber weiss, wo ich wohne und wo ich arbeite. Das gibt mir ein enormes Gefühl von Sicherheit. Teilweise steht das Uber-Taxi schon vor meiner Tür, bevor ich die App überhaupt aktiviert habe. Das ist noch Kundenservice.“
Dank der Funktion „God’s View“ wisse der Dienst ganz genau, wo sie sich aufhalte. „Das sorgt für Transparenz von meiner Seite. Ich habe ja nichts zu verstecken.“ Für Transparenz will auch Uber selbst sorgen. Der Chef des Startups, Raoul Jalari, verspricht, dass bei den Limousinen demnächst die getönten Scheiben gegen durchsichtige ausgewechselt würden. Woher hingegen die 20 Franken stammen, die jeder Uber-Fahrer pro Fahrt geschenkt erhält, wolle man für sich behalten.
Bild oben: Screenshot, kleinezeitung.at, Bild unten: flickr.com/arthur