Psychologe warnt: Blick leidet anscheinend unter ansteckender, undifferenzierter Hysterie

20. Oktober 2014 | Von | Kategorie: Medien

Bildschirmfoto 2014-10-20 um 11.23.59Zürich (den). Eine neue Woche, eine neue Chance für den Blick, die Schweizer Bevölkerung vor allerlei gefährlichen Tatsachen zu warnen. Im sonst äusserts äusländerfreundlichen Kanton Aargau* sind ein paar Bürger ausnahmsweise mit einer Situation im Asylwesen unzufrieden. Der Blick titelt daher: «Egerkingen kocht vor Wut: In diesem Asylheim gibts Essen vom Catering-Service». Um den Puls vor Ort zu fühlen, schickt der Blick den sonst für seriösen Wissenschaftsjournalismus bekannten Ralph Donghi nach Egerkingen, um sich in der Gemeinde umzuhören.

Aber wo ein selbstloses Medienunternehmen die Schweizer Bevölkerung auf einen störenden Umstand im Asylwesen hinweist, sind Neider und Gutmenschen nicht weit. «Diese Art der Berichterstattung ist doch sehr fraglich. Aber um was geht es eigentlich? 55 Asylbewerber werden zwei mal am Tag durch die Küche eines 30 Kilometer entfernten Spitals mit Essen beliefert. Das macht 110 Mahlzeiten pro Tag oder 3300 im Monat», sagt Medien-Psychologe Simon Schenk. «Laut Blick kostet dies den Kanton monatlich über 20’000.-, was pro Mahlzeit einen Betrag von knapp über 6 Franken ausmacht.» Schenk fragt sich da, wo der gesunde Menschenverstand bleibt, wenn sich die grösste Schweizer Tageszeitung über diese Zahl aufregt.

«Wer spricht den von Partyservice?»Bildschirmfoto 2014-10-20 um 11.24.09

Der Psychologe macht sich nun ernsthaft Sorgen um die Blick-Redaktion. «In meinem Beruf muss ich mich häufig mit klinischer Hysterie befassen und da habe ich das Gefühl, dass der Blick bereits chronisch von eben dieser Hysterie befallen ist.» Die Gründe für seine gewagte und fast schon reisserische These liefert Schenk gleich nach. «Der Blick-Journalist hört sich natürlich in der Gemeinde um und klopft die empörte Volksseele nach guten Zitaten ab. Schnell wird er fündig und zwar in der äusserst empörten Bürgerin Annemarie Bösiger (66). Diese spricht dann auch vom ‚teuren Partyservice‘ für die Asylbewerber. Obwohl niemand sonst den Begriff Partyservice braucht und meine Rechnung aufzeigt, dass dieser ‚Partyservice‘ das Gegenteil von teuer ist, versucht der Blick nicht, den richtigen Kontext herzustellen. Vielmehr schürt er damit ein Unverständnis gegenüber den Behörden und natürlich auch den Asylbewerbern, obwohl das die verantwortlichen Redaktoren sicherlich vehement bestreiten würden», so ein sichtlich enervierter Schenk.

Gar nicht einverstanden mit dieser Sichtweise ist die Blick-Leserschaft. Gutmensch und Blick-Leser Martin Graf macht die Milchbüechli-Rechnung. Bildschirmfoto 2014-10-20 um 12.20.24Dafür gibts von den aufrechten Lesern gleich 351 «Daumen runter» und einen Kommentar, der dem linken Sozi-Gesülz ein wohl-argumentiertes Ende setzt. So geht richtiger Journalismus!!

*Kanton aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes geändert. Richtiger Kanton ist der Redaktion bekannt.

Text: Kulicka, Bilder: Screenshots Blick.ch

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