Donbass (den) – Im ukrainischen Krisengebiet Donbass gibt es auf den Straßen kein Durchkommen mehr. Kilometerlange Schlangen von Hilfsgütertransportern schieben sich seit den frühen Morgenstunden über die Landwege. Grund dafür ist ein ein Charity-Wettlauf.
Nachdem Russland mit einem tonnenschweren Konvoi in die Region eingefallen war, zog Kiew sofort nach und schickte hunderte eigener Transporter. Wenig später folgten mehrere tausend LKWs aus der EU und den USA nach. So viel Hilfe könne man nicht tatenlos mit ansehen, hiess es einhellig aus Washington und Brüssel. Ein Eingriff sei nötig. Inzwischen wird die Zahl der LKWs im Donbass auf gut 10.000 geschätzt.
Micky Maus ist schwul
Die Menschen vor Ort sind mit ihren Nerven am Ende. Der Lärm ist ohrenbetäubend, mit lautstarkem Gehupe streiten sich die Brummis aus West und Ost sogar mitten in der Nacht um Parkplätze. Die Lage ist zunehmend angespannt.
Selbst vor Kindern macht der Charity-Krieg nicht mehr halt. „Mein Junge hat an einer Entladestation eine Matrjoschka bekommen“, erzählt eine verstörte Mutter. „Der nächste Konvoi hat sie ihm weggenommen und ihm dafür eine Micky Maus-Figur in die Hand gedrückt.“ Ein dritter Konvoi warnte die Mutter wiederum, Micky Maus sei schwul. „Ich weiß einfach nicht mehr, was ich machen soll!“ Die Menschen im Donbass sind verzweifelt. Das einzige, was ihnen noch bleibt, ist die Hoffnung auf eine baldige Deeskalation.
Text und Idee: Valentin Schark, Bild: Flickr/Liquid Oh