Zürich (den) – Der Beruf des Journalisten ist neben dem des Klärwarts einer der wichtigsten Berufe der Neuzeit. Ohne Journalisten gäbe es keine Demokratie, denn Schreiberlinge decken Missstände auf und helfen der Bevölkerung bei der politischen Meinungsfindung. Wem solche Sätze runtergehen wie Öl, der unterrichtet entweder Journalismus an der Uni oder hatte noch nie eine Gratiszeitung in der Hand.
Dem Enthüller ist es ein Anliegen aufzuklären, was Journalisten im Jahr 2014 tun. Was ist Crowdfunding? Warum braucht es im Journalismus für alles einen Experten? Wieso nennen sich picklige Hochschulabgänger Journalist, obwohl sie nur Listen mit Katzenbildern oder Kim Kardashians Arsch zusammenstellen? Antworten auf diese Fragen versuchen wir mit unserem Journalismus ABC zu finden. Los geht’s:
A wie Ausbildung
Journalismus kann man studieren. Die Betonung liegt auf «kann», denn die Stelle als Dauerpraktikant kriegt man auch ohne Studium. Wer drei Jahre seines Lebens für die Ausbildung opfern möchte, dem sei der Studiengang «Journalismus und Organisationskommunikation» an der ZHAW in Winterthur empfohlen. Durch diesen verbessert man seine Chancen im Berufsmarkt, sprich, man erhält eher ein Praktikum bei einem Lokalblatt. Arbeitslos ist man nach vier Monaten aber trotzdem, weil entweder das Praktikum vorbei ist oder das Lokalblatt eingestellt wird. Wem drei Jahre zu lang sind, dem sei das Buch «Journalismus für Dummies» empfohlen. Fasst im Grunde genommen den ZHAW-Stoff von drei Jahren zusammen, allerdings ist man in einem Tag durch und muss keine Französischprüfung schreiben.
B wie Blattmacher
Der Blattmacher entscheidet, wo welcher Artikel platziert wird. Er ist also so bisschen der Regisseur der Zeitung. Die spannenden Geschichten kommen bei einer News-Website oben hin, die schlechteren oder älteren unten. Natürlich gibt es auch Blattmacher bei der gedruckten Zeitung. Bei dieser ist der Job wesentlich einfacher. Hier füllt der Blattmacher im Grunde genommen die Lücken, die nicht mit Werbung vollgedruckt werden. Ist ein Text zu kurz, macht der Blattmacher das Bild grösser. Ist ein Text zu lang, löscht der Blattmacher die zwei bis drei wichtigsten Sätze und ersetzt sie dann mit seinen eigenen Worten, die sich stilistisch garantiert von denen des Urhebers unterscheiden.
C wie Crowdfunding
Crowdfunding oder Krautfunding, wie man in Deutschland sagt, kennt man bereits aus der Filmbranche. Bei dieser Finanzierungsart tun sich Fans zusammen und spenden, damit ihr Lieblingsstreifen (zum Beispiel Stromberg) gedreht werden kann. Auch Zeitungen haben Crowdfunding entdeckt. Bei ihnen darf man spenden, damit dann eine Reportage über die Zustände in Nepal zustande kommt. Diese Spenden sind für die Zeitung sehr wichtig, denn durch sie kann der Verlag Kosten einsparen und den Aktionären eine höhere Dividende auszahlen.
Auch der Enthüller setzt auf Crowdfunding. Für unsere Reportage «Homosexuelle Juden, die in Uganda als Stricher anschaffen» brauchen wir noch 18’000 Franken. Sollten wir 20’000 zusammenkriegen, legen wir sogar ein Praktikum bei uns drauf. Ernstgemeinte Angebote bitte an redaktion (äät) der-enthueller.ch.
D wie Datenjournalismus
Wer auf Zahlen steht und die Sozialkompetenz einer Amöbe hat, muss nicht länger Buchhalter werden. Mit diesen Voraussetzungen steht der Karriere als Datenjournalist nichts mehr im Wege. Diese brandneue Berufsgattung aus dem Jahre 2005 bereitet grosse Datenmengen zu anschaulichen Kuchen- oder Säulendiagrammen auf. Also wie früher der Mathelehrer auf dem Flipchart. Wichtig ist natürlich, dass der Leser mit den Informationen aus den Statistiken irgendwas anfangen kann. Äusserst beliebt sind interaktive Infografiken, in die der Leser reinklicken kann und dadurch die Balken nach oben schnellen lässt, wie den Wasserstand einer verstopften Toilette.
To be continued.
Bild oben: Jochen Rolfes, Bild Mitte: Cliff