Roger Köppel von „Mein Kampf“-Fortsetzung masslos enttäuscht

12. Januar 2016 | Von | Kategorie: Medien
Für die einen ist er ein Monster, ein Tyrann, ein Mann mit einer kruden Weltanschauung. Für die anderen ist er einfach nur Roger Köppel.

Für die einen ist er ein Monster, ein Tyrann, ein Mann mit einer kruden Weltanschauung. Für die anderen ist er einfach nur Roger Köppel.

Zürich (den) — Roger Köppel kann mit der kommentierten Ausgabe von „Mein Kampf“ nichts anfangen. „Also vom Führer hätte man mehr erwarten können. Inhaltlich bewegt sich der grosse Stratege in der Fortsetzung von ‚Mein Kampf‘ auf ausgetretenen Pfaden. Nach über 90 Jahren hat sich auch Hitlers Schreibstil kaum verändert. Wie das Korrektorat diese ganzen Schachtelsätze und Nominalisierungen durchwinken konnte, ist mir ein Rätsel.“

Thematisch sei das Werk natürlich erneut sehr interessant geraten, so Köppel. Das sei allerdings auch das einzig Positive. „Nur schon das Cover ist eine Katastrophe. Da ist noch nicht mal ein Foto von Hitler drauf! Muss sich ein Mann mit einem solchen Leistungsnachweis verstecken?“, so Köppel. Ausserdem sei die Fortsetzung mit störenden Randnotizen angereichert, die kein Mensch brauche. „Sie lenken vom wahren Lesevergnügen ab und stören genau so wie Pop-Ups auf Pornoseiten.“

Gemäss dem Journalisten hätte man marketingtechnisch mehr aus dem neuen Band rausholen können.

Gemäss dem Journalisten hätte man marketingtechnisch mehr aus dem neuen Band rausholen können.

Unterhaltsame Pausenlektüre

Für ihn sei es unverständlich, warum die ‚Fortsetzung‘ im Vorfeld so gehypt wurde. „Mir ist natürlich klar, dass sich viele auf den zweiten Teil gefreut haben. Meine Originalausgabe ist ja auch schon komplett zerfleddert, nachdem ich sie so vielen Parteigenossen ausgeliehen habe. Doch was Hitler hier abliefert, ist einfach nur schwach. Wir kriegen regelmässig Leserbriefe, die besser geschrieben sind“, so Köppel.

Trotzdem werde er in der nächsten Ausgabe der Weltwoche lobende Worte für die ‚Fortsetzung‘ finden. Gegen den Mainstream zu schiessen gehöre schliesslich zum Konzept.  Auf einer persönlichen Ebene sei er vom Führer und seinem neusten Werk allerdings enttäuscht. „Ich werde in unserer Kantine wieder die Originalausgabe hinlegen, damit unsere Journalisten während ihren Pausen was Unterhaltsames zum Lesen haben.“ Eines dürfe man nämlich nicht vergessen. Genau wie Göring sei auch Hitler kein Monster gewesen. „Er war einfach nur traumatisiert vom Ausgang des ersten Weltkrieges. Er sah nicht besonders gut aus. Und dann noch die Sache mit dem einen Hoden. Wer würde da nicht auch etwas auf den Putz hauen?“

Foto oben, linke Seite: Wikicommons/Jürg Vollmer, rechte Seite: Facebook-Profil eines Pegidamitglieds

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