«SWISS OFF»: App verhindert Kontakt zwischen Schweizer Touristen

9. März 2015 | Von | Kategorie: Schweiz
"Swiss Off" gibt es sowohl für Android- als auch für IOS-User. Nutzer eines Microsoft-Handys wird empfohlen, sich ein normales Gerät anzuschaffen.

„Swiss Off“ gibt es sowohl für Android- als auch für IOS-User. Nutzer eines Microsoft-Handys wird empfohlen, sich ein normales Gerät anzuschaffen.

Bern (den) — Adriana S. traute ihren Ohren kaum. Sie war in die nördlichste Ecke Tasmaniens gereist, knapp 17’000 Kilometer von Bern entfernt. Und trotzdem verfolgte sie die Heimat. «Als ich gerade auf Facebook posten wollte, wie schön die unberührten Wälder Tasmaniens sind, hörte ich ein ‹Du Gerry, häsch mer gäng s’Aromat?› Da sass ein Schweizer Paar an einem Holztisch. Mir lief es kalt den Rücken runter. Das Letzte worauf ich so fernab der Heimat Lust hatte, war Smaltalk auf Schweizerdeutsch.» Zwar versuchte Adriana S. wie für Eidgenossen üblich, die Landsleute zu ignorieren, doch ihr Vorhaben scheiterte.

«Es war eine ehemalige Schulkollegin, die da mit ihrem Mann ein Picknick machte. Sie erkannte mich sofort. Ich hatte ihr in der 2. Sekundarklasse mal den Freund ausgespannt. Sofort wollte sie sich mit mir auf Facebook anfreunden, befragte mich zu meinen Reiseplänen. Wir unterhielten uns für knapp zwei Stunden, fanden heraus, dass unsere Hotelzimmer auf der gleichen Etage lagen und dass wir in zwei Tagen nebeneinander im Flugzeug sitzen würden.» Zurück im Hotel angekommen buchte Adriana S. sofort ihren Flug um und blockierte die ehemalige Schulkollegin auf Facebook. Der Schreck sass ihr dennoch tief in den Knochen. «Mir wurde schmerzlich bewusst: Egal wie sicher du dich im Ausland fühlst, es besteht immer die Gefahr, dass du auf andere Schweizer triffst.»

App warnt mit Kuhglockengebimmel

Kaum zu Hause angekommen begann Adriana S. mit der Entwicklung von «Swiss Off». Nun, nach gerade mal zwei Monaten Entwicklungsphase, ist das App für Android- und IOS-User erhältlich. Und es scheint als hätte Adriana S. den Nerv der Schweizer getroffen. Im Appstore rangiert das Programm in den Top Ten. Gegenüber dem Enthüller erklärt die 34-jährige Soziologin, wie «Swiss Off» funktioniert.

Wer im Urlaub ein Foto von sich möchte, sollte gemäss Adriana S. immer Asiaten fragen. "Sie wollen sich danach garantiert nicht anfreunden."

Wer im Urlaub ein Foto von sich möchte, sollte gemäss Adriana S. immer Asiaten fragen. „Sie wollen sich danach garantiert nicht anfreunden.“

«Das App nutzt die GPS-Funktion des Handys. Nähert sich ein Schweizer auf weniger als 100 Meter, spielt das Programm ein warnendes Kuhglockengebimmel ab. Auf einem grüne Radarbildschirm sieht der User, wo sich der nächste Schweizer befindet und kann somit ein Zusammentreffen vermeiden. Befinden sich mehrere Schweizer im 100 Meter Radius kann das App kann auch auf Google Maps zugreifen, um eine alternative Route vorzuschlagen, bei der man keinen Schweizern über den Weg läuft.» «Swiss Off» kostet rund 15 Franken. Doch Adriana S. ist von ihrer Idee überzeugt. «Schweizer hassen Smalltalk. Das weiss jeder, der schon mal im Flugzeug versucht hat, eine Konversation mit dem Sitznachbarn zu starten.» Besonders im Ausland lasse sich die Kontaktscheue gut erkennen. «Da liegen Schweizer für vier Stunden neben anderen Schweizern am Strand und sprechen kein Wort miteinander. Auf dem Heimweg regen sie sich dann aber auf, dass es überall nur so von Baslern oder Zürchern wimmelt.» Ihr App gebe den Usern endlich die Möglichkeit, ihren Urlaub stressfrei zu verbringen.

 

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