Beobachter nominiert Carlos für «Prix Courage»

26. Februar 2014 | Von | Kategorie: Schweiz
Carlos (links) bei der Resozialisierung.

Carlos (links) bei der Resozialisierung.

Zürich (den) – Endlich positive Nachrichten im Fall Carlos. Die Zeitschrift «Beobachter» nominiert den sympathischen Messerstecher für den «Prix Courage 2014». Mit dem Preis werden jedes Jahr Menschen ausgezeichnet, die durch ausserordentlich mutige Taten aufgefallen sind.

«Carlos Freiheitsrechte wurden durch den geschlossenen Vollzug krass verletzt. Der 18-Jährige hat aber Mut bewiesen, indem er den Entscheid des Zürcher Obergerichts angefochten hat und vors Bundesgericht gezogen ist. Diesen Mut wollen wir belohnen», schreibt Chefredaktor Andrin Huber in einer Pressemitteilung.

Dem Verlag sei bewusst, dass die Nominierung eines Straftäters die Gemüter erhitzen könne. Auch intern habe die Angelegenheit zu heftigen Diskussionen geführt. «Aber Carlos hat mit seiner Klage vor Bundesgericht ja gezeigt, dass er sich nichts sehnlicher wünscht, als die Wiedereingliederung in die Gesellschaft. Dass er dabei zu verzweifelten Massnahmen wie dem Fluten seiner Zelle gegriffen hat, beweist nur, wie stark dieser Wille ist.»

«Schuld sind die Medien»

Für Jugendexperte Alain Schnuggelbühl wagt die Zeitschrift einen mutigen, aber richtigen Schritt. «Schuld an Carlos Misere sind in erster Linie ja die Medien. Da scheint es nur fair, dass sie ihm jetzt ein Stück entgegenkommen.» Aufmunternde Worte erhält Carlos auch aus dem Lager der Grünen.

Ob schlechtes Wetter, Mord und Totschlag oder Carlos: Die Medien sind an allem Schuld.

Ob schlechtes Wetter, Mord und Totschlag oder Carlos: Die Medien sind an allem Schuld.

«Es gehört ein Haufen Mut dazu, sich im Fernsehen zu zeigen, obwohl man in der Vergangenheit Scheisse gebaut hat. Carlos hat den Schritt in die Öffentlichkeit gewagt und hat für seinen Mut nichts als mediale Schelte geerntet. Nur weil die Resozialisierung mit Thaiboxkursen und anderem Firlefanz das Budget des Steuerzahlers etwas belastet haben, darf man den jungen Herrn doch nicht einfach in den Knast stecken», so ein Sprecher der Linkspartei.

Jury soll Carlos’ Mut anerkennen

Der «Prix Courage 2014» wird Anfangs September vergeben. Für den Abend der Preisverleihung erhält Carlos Freigang. Sollte er sich zu diesem Zeitpunkt wegen weiterer Delikte erneut im geschlossenen Vollzug befinden, werde man die Gala im Massnahmenzentrum Uitikon abhalten.

«Selten wurde einem jungen Kriminellen so viel Unrecht angetan. Und weil wir im Gegensatz zu Deutschland keine Integrationspreise verleihen, hoffen wir inbrünstig darauf, dass die Jury Carlos für seinen Mut auszeichnen wird», sagt Chefredaktor Andrin Huber.

Bild oben: pricklysarah, Bild unten: Gerhard W. Loub. 

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