Ferien ruiniert: Schweizer trifft im Ausland auf andere Schweizer

18. August 2016 | Von | Kategorie: Schweiz
Spricht beim Shoppen in Konstanz immer absichtlich Deutsch: Maurizio Fumagalli.

Spricht beim Shoppen in Konstanz immer absichtlich Deutsch: Maurizio Fumagalli.

Ibiza (den) – Maurizio Fumagallis Urteil ist eindeutig: „Es waren die schlimmsten Ferien aller Zeiten“, sagt der 23-jährige Zürcher über seinem Trip nach Ibiza. Der Grund: Fumagalli suchte die absolute Abgeschiedenheit. Doch entgegen seinen Erwartungen, traf er überall nur auf Schweizer. „Im Reisebüro hatte mir man noch versichert, ich müsse mir keine Sorgen machen, da aktuell ganz Zürich nach Mykonos fliege. Das sei der neue Hotspot“, so der Eventmanager. Doch in Ibiza zeigte sich ein anderes Bild.

„Bereits im Flugzeug fing es an. Ich sass eingeklemmt zwischen zwei blöden Züri-Hipstern mit Turnbeuteln. Den ganzen Flug über unterhielten sie sich über Frida Gold. Die Musik sei zwar so lala, die Alte aber ganz geil.“ Beim Check-in im Hotel sei ihm der nächste Schock wiederfahren. „Da standen zwei Ostschweizerinnen, die eine Grillparty planten. Die fragten den Rezeptionisten: ‚Where does it give Cervelats here?’“

Genetische Abneigung

Seit Jahren versucht Fumagalli seine Ferien so zu planen, dass er auf möglichst wenige Schweizer trifft. „Schon möglich, dass sich andere Nationen freuen, wenn sie im Urlaub aufeinander treffen. Wir Schweizer jedoch nicht.“ Schliesslich würde man in Zürich ja auch keinen anderen Menschen ansprechen, nur auf Grund der Tatsache, dass man in Zürich lebe, so Fumagalli. „Ich rede auch mit keinem, nur weil wir im gleichen Migros einkaufen. Oder im gleichen Haus wohnen.“

Im Urlaub unterhalte er sich mit seiner Freundin konsequent auf Englisch, damit andere Schweizer gar nicht erst auf die Idee kämen, mit ihm Kontakte zu knüpfen. Ausserdem wickle er sein Aromat jeweils mit Isolierband ein, bevor er es auf den Tisch stelle. „Auf Ibiza wurde ich trotzdem die ganze Zeit angesprochen. Möglicherweise lag es an der Freitagtasche. Oder weil meine Freundin am Strand in einer Lautstärke Gölä hörte.“ Er habe sich auf Ibiza nicht entspannen können. Auch Ohrstöpsel hätten ihm nicht geholfen, die vielen Schweizer am Strand akustisch auszublenden. Der 23-Jährige klagt darum gegen den Reiseanbieter. Er sei massivem Stress ausgesetzt gewesen, habe im Anschluss drei Tage Erholung in einem Südtiroler Wellnesshotel gebraucht. Ibiza ist als Feriendestination für Fumagalli gestorben. Als Nächstes plant der Eventmanager darum einen Sprachaufenthalt in Australien. „Das ist so weit weg, völlig ausgeschlossen, dass da noch Schweizer rumlaufen.

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