Durchsetzungsinitiative: Tausende Zürcher befürchten Abschiebung in den Aargau

16. Februar 2016 | Von | Kategorie: Schweiz

Die meisten Zürcher kannten Handschellen bisher nur von der Streetparade und Schwulenevents.

Die meisten Zürcher kannten Handschellen bisher nur von der Streetparade und Schwulenevents.

Zürich (den) – Die Angst geht um im grossen Kanton. Sollte die Durchsetzungsinitiative am 28. Februar angenommen werden, hätte das auch Auswirkungen auf kantonaler Ebene. Tausenden Zürchern würde im Falle einer Straftat die Abschiebung in den Aargau drohen. Denn der Teufel steckt wie so oft im Detail, genauer gesagt im Punkt 2.1 des Texts der Initiative. Dort steht:

„Auch kriminelle Schweizer sind von einer Ausschaffung nicht ausgeschlossen. Bei strafbaren Handlungen werden sie in ihren jeweiligen Heimatkanton abgeschoben. Im Wiederholungsfalle droht ihnen ausserdem ein Einreiseverbot von bis zu 20 Jahren.“ Eine drakonische Strafe, insbesondere für Menschen, die ursprünglich aus Entwicklungskantonen wie dem Aargau stammen.

Dummheiten nach Canabiskonsum

„Ich bin damals aus wirtschaftlichen Gründen nach Zürich geflüchtet“, erzählt Sandra Y., die für ein Kommunikations-Startup arbeitet. Seither hält sie sich für etwas besseres und möchte nicht mehr mit ihrer Aargauer Kantonsvergangenheit konfrontiert werden. Doch die 28-Jährige hat in ihrer Freizeit nach dem Konsum von Canabis schon den ein oder anderen Blödsinn angestellt. Das könnte ihr in Zukunft zum Verhängnis werden. Sandra Y. hat panische Angst vor einem Ja zur Durchsetzungsinitiative.

„Ich gehe auf keinen Fall zurück in den Aargau. Vorher übergiesse ich mich mit Benzin und stelle mich beim Sechseläuten auf den Scheiterhaufen“, sagt Y. mit Tränen in den Augen. „Nach sechs Jahren in Zürich habe ich meine aargauische Muttersprache verlernt. Ich habe im Kreis 5 neue, oberflächliche Freundschaften gefunden, die ich auf keinen Fall aufgeben möchte. Und wovon sollte ich mich zurück in dem Scheisskaff (Spreitenbach Anm. d. R.) ernähren? Von Tankstellen-Sushi?!“

Keine Zweiklassengesellschaft

SVP-Kantonsrat Werner Hässig kann Sandra Y.s Einstellung nicht nachvollziehen. „Sie darf sich halt nicht strafbar machen. Warum sollten für eine Neo-Zürcherin andere Regeln gelten als für einen Neg.., Dunkelfarbigen aus Eritrea? Wir streben hier doch keine Zweiklassengesellschaft an!“

Auch er wäre im Falle einer Ausschaffung arm dran. „Ich müsste zurück ins Jura. Wissen Sie wie kalt es da ist und wie viel Steuern man da abdrücken muss?!“ Er werde sich in Zukunft, wie hoffentlich alle anderen, an die gängigen Gesetze halten. Klar sehe auch er die Möglichkeit, dass man beispielsweise unfreiwillig in eine Schlägerei geraten könne und sich so strafbar mache. „Aber niemand hat je gesagt, dass das Leben fair ist. Wenn es so wäre, würde unsere Initiative ja auch Wirtschaftsdelikte wie Steuerbetrug ahnden.“

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Ein Kommentar auf "Durchsetzungsinitiative: Tausende Zürcher befürchten Abschiebung in den Aargau"

  1. Hein Blöd sagt:

    Der Autor hat wohl auch zu viel Canabis (sic!) geraucht 😉

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