Von Homo-Ampeln aufgehalten: Hunderte Russen verpassen ESC-Halbfinal

20. Mai 2015 | Von | Kategorie: Ausland
Hielten hunderte Fans über Nacht gefangen: Homo-Ampeln.

Hielten hunderte Fans über Nacht gefangen: Homo-Ampeln.

Wien (den) — Boris Jaruslin ist stocksauer. Der gebürtig Moskauer verpasste am Dienstagabend den Finaleinzug Russlands beim ESC. Zwar hätte der 32-Jährige  Tickets für die Show gehabt, aber er wurde aufgehalten. Von einer Homo-Ampel

„Ich wollte die Strasse überqueren und wartete, dass die Ampel auf grün springt. Als ich genauer hinblickte, traute ich meinen Augen kaum. Das Wartesymbol sah aus wie zwei Männer, die sich umarmen. Zuerst dachte ich, dass sie wohl zuviel Wodka getrunken haben müssen. Solche Szenen habe ich in Moskau schon öfters gesehen. Doch als die Ampel dann auf grün sprang, liess das Bild keinen Raum für Interpretationen mehr offen. Es waren zwei Schwu.., zwei Hom.., zwei Männer, die nicht Händchen halten sollten“, so der 32-Jährige gegenüber Russia Today.

Er habe nichts gegen Schwule, denn er kenne keine, sagt Jaruslin. Mit dem Überqueren der Strasse hätte er jedoch symbolisiert, dass er den homosexuellen Lebensstil befürworte. „Das steht in Russland unter Strafe. Ich bin also schön stehen geblieben.“

Die Wurst — eine harte Geduldsprobe

Wie Jaruslin erging es Dienstagabend Hunderten Russen. Zwar versuchten viele, via Umweg doch noch irgendwie zur Wiener Stadthalle zu kommen, aber spätestens dort stoppte sie die finale Homo-Ampel. Einige sahen sich in der Folge den ESC auf ihren Handys an, andere verharrten bis kurz nach 2 Uhr nachts vor der Ampel, um auf deren Abschaltung zu warten. „Als die Männchen nicht mehr blinkten wusste ich, dass es mir jetzt niemand als Propaganda anrechnen kann, wenn ich die Strasse trotzdem überquere“, so die 25-jährige Jublina Jelzin.

Soll helfen: Blindenhund mit Ethernetanschluss.

Soll helfen: Blindenhund mit Ethernetanschluss.

Doch auch in der Halle drin wurden die russischen Fans auf eine harte Geduldsprobe gestellt: Conchita Wurst. „Eigentlich finde ich sie ja ganz gut. Aber trotzdem blickte ich jedesmal weg, wenn sie auf der Bühne stand. Nicht auszudenken wie das in Russland angekommen wäre, wenn man mich im TV der Wurst hätte zujubeln sehen“, so ein 38-Jähriger, der anonym bleiben möchte.

Um russischen Touristen den Weg zur Wiener Stadthalle zu erleichtern, bietet die Stadt nun einen ganz besonderen Service an. Im Rathaus stellt sie Ampel-Geschädigten kostenlose Blindenhunde zur Verfügung. „Wir möchten, dass sich alle wohl fühlen. Wer Angst vor Homosexuellen hat, darf gerne die Augen vor der Welt verschliessen und sich von einem Hund führen lassen“, so ein Sprecher der Stadt.

Bild oben: Screenshot Youtube/RUPLTY TV, Bild unten: Flickr/Martin Kliehm

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2 Kommentare auf "Von Homo-Ampeln aufgehalten: Hunderte Russen verpassen ESC-Halbfinal"

  1. Tante Rosmarie sagt:

    Sehr schöne Satire :-)

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