Schock für ZHAW-Studenten: Blick-am-Abend-Redaktor gibt sich in Vorlesung als Journalist aus

22. Oktober 2014 | Von | Kategorie: Medien
Hier läuft der Übeltäter in die Schule. Wir haben ihn zur leichteren Sichtbarkeit rot eingekreist. Haben wir von heftig.co gelernt.

Hier läuft der Übeltäter in die Schule. Wir haben ihn zur leichteren Sichtbarkeit rot eingekreist. Haben wir von heftig.co gelernt.

Winterthur (den). In einer Journalismus-Vorlesung der ZHAW Winterthur ist es am Dienstag zu einem Zwischenfall gekommen. Wie aufgewühlte Studenten berichten, habe sich ein Web-Redaktor der Zeitung Blick am Abend in ihre Reihen gemischt. Dank guter Tarnung (eine Printausgabe der NZZ sowie dem Fachbuch ‚Medienqualität durchsetzen‘) gelang es dem 22-Jährigen, sich während 70 Minuten als Journalist auszugeben. Studentin Lisa S. sass direkt neben dem jungen Gast. „Ich hab mich mit ihm unterhalten. Er wirkte völlig normal, machte sogar Eritreer-Witze. Ich habe ihn tatsächlich für einen Journalisten gehalten.“

Erst gegen Ende der zweiten Lektion, als die Schüler zu einer Online-Recherche zum Thema Brustkrebs aufgefordert werden, fliegt der 22-Jährige auf. „Während wir Studenten alle Wikipedia konsultierten, googelte er nach Fotos von Frauen mit grossen Brüsten. Man müsse den Artikel ja irgendwie bebildern, sonst klicke den Scheiss keine Sau an, meinte er. Als ich den Arbeitstitel las, „Mörder-Möpse —ins Krematorium wegen Doppel D obenrum“, wusste ich, dass der nicht zu uns gehört“, erinnert sich Lisa S. Sie meldet den Eindringling ihrem Dozenten. Dieser stellt den Web-Redaktor des pinken Gratisblatts zur Rede.

Eine neue Art von Journalismus

Verkleidete sich noch vor Halloween als Journalist: der 22-jährige Michael I.

Verkleidete sich noch vor Halloween als Journalist: der 22-jährige Michael I.

Der 22-Jährige gibt sofort zu, für die Website des Blick am Abend zu arbeiten. Seinem Outing lässt er ein „Was wir machen ist eine neue Art von Journalismus“ folgen, erinnert sich Lisa S. „Da musste sogar der Dozent lachen. Dann wollte der junge Mann zehn Gründe nennen, warum sein Webportal das Beste der Schweiz sei. Er drohte sogar damit, dass uns bei Nummer drei total die Luft wegbleiben würde. Zum Glück kam es nicht so weit. Bevor er sein gefährliches Gedankengut in die studentischen Köpfe pflanzen konnte, wurde er aus dem Saal geführt.“, so Lisa S.

Obwohl die Situation für die Studenten glimpflich ausging, der Schock sitzt vielen von ihnen noch in den Knochen. „Als der Typ aus dem Saal geführt wurde, beschimpfte ich ihn mit ‚Klickschlampe‘ und ‚Listicle-Loser‘, aber der Vorfall hat mich wachgerüttelt. Möglicherweise sind Listicles und reisserische Heilige-Scheisse-du-glaubst-nicht-was-als-nächstes-passiert-Titel tatsächlich die Zukunft des Online-Journalismus“, so Rolf B., Journalismus-Student im dritten Semester. Er müsse sich seine Zukunft nochmals genau überlegen. Möglicherweise wechsle er im letzten Jahr doch in die Kommunikation.

„Es geht auch ohne Brüste und Eritreer“

Wir möchten nochmals ganz klar festhalten: Die Klickschlampe ist in diesem Fall der Autor, nicht Sylvie Meis.

Wir möchten nochmals ganz klar festhalten: Die Klickschlampe ist in diesem Fall der Autor, nicht Sylvie Meis.

Sorgen macht sich auch die ZHAW. Sie befürchtet, dass nicht alle ihre Schäfchen einen Platz bei der NZZ oder dem Tages-Anzeiger finden werden. Und dass der Vorfall vom Dienstag möglicherweise dazu führt, dass immer mehr Journis zu Klickschlampen mutieren. Ein Insider berichtet, man habe bereits eine Liste mit zehn Ratschlägen ausgearbeitet, wie dank qualitativ hochwertiger Artikel Klicks generiert werden können. „Es braucht nicht zwangsläufig Brüste oder gewalttätige Asylbewerber, um die User auf die eigene Seite zu locken“, so der Insider. Womit man den Leser ködere, wolle er allerdings nicht verraten. „Mit irgendwas müssen wir die Studis ja noch in die Vorlesung locken.“

 

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9 Kommentare auf "Schock für ZHAW-Studenten: Blick-am-Abend-Redaktor gibt sich in Vorlesung als Journalist aus"

  1. George sagt:

    Top Beitrag, weiter so! 😀

  2. Holger sagt:

    Satire nice.
    Aber was auch hier nicht geblickt wurde.
    „Liste mit zehn Ratschlägen ausgearbeitet, wie dank qualitativ hochwertiger Artikel Klicks generiert werden können“ wird nicht vermittelt. Link hätte gereicht. Schade, dass genau dieses Know how nicht vermittelt wird. Denn das Internet ist eigentlich dafür gedacht.
    Gedankenanstoss: Austausch von Wissen fördert Qualität auf allen Seiten.

  3. Marian sagt:

    Sehr lustig!
    Beinahe genauso zum Lachen sind die Kommentatoren,
    die es nicht als Satire erkennen.

  4. mongo sagt:

    was isch das fürn scheiss? wie unlustig hey… billig

    • g.d sagt:

      Ja. Ich kann verstehen, dass es dir nicht gefällt. Ich wundere mich wie du die paar Wörter überhaupt schreiben konntest..
      Das nennst du billig, ich denke eher dein Intellekt ist billig!

  5. Klaus sagt:

    Zürcher „Hoch-Schülerin“ gibt sich als Studentin aus. 😛

  6. Peter sagt:

    ….das wundert mich bei dem Level der ZHAW gar nicht – aber im Vordergrund steht ja auch der Titel und das „Student“ sein..und nicht was man lernt. Schade.

  7. yanik sagt:

    Dass die anderen Studenten erstmal auf wikipedia recherchierten ist auch eher bedenklich.

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