Glogger mailt nicht mehr, Orgler übernimmt. Mail @voigt, @müller und Safonoff

21. August 2014 | Von | Kategorie: Medien
FAIL heisst bei Glogger: Für alle Involvierten lustig.

FAIL heisst bei Glogger: Für alle Involvierten lustig.

Lieber Herr Glogger

Ihre Kolumne ist der Beweis dafür, dass nicht nur Kühe haufenweise Scheisse produzieren, behaupten böse Zungen. Wir sehen das anders. Wir vermissen „Glogger mailt…“. Seit Sie Ende Juli in die Sommerpause geschickt wurden, fehlt dem pinken Gratisblatt etwas.

Ihre Kolumne war stets ein bisschen wie der Wetterbericht. Auch wenn man wusste, dass die Aussichten beschissen sind, man las sie trotzdem. Täglich versuchten Sie gewissenhaft, wem anderes auf den Schlips zu treten. Egal ob Heimfahrt um 17 oder um 20 Uhr, Ihre Kolumne war immer dabei. Egal ob nasser Skischuh oder ein Feuer im Kamin, Ihre Kolumne war stets zu Diensten.

Kein noch so belesener Redaktor konnte ihre Worte aufhalten, kein noch so guter Spamfilter Ihre Mails abfangen (schon gut, wir wissen, dass die Dinger nie abgeschickt wurden). Jedenfalls fehlen uns Ihre Ergüsse. Darum übernehmen wir. Chefredaktor Buzz Orgler „verschickt“ heute drei Mails im Glogger-Style. Und die sind so schlecht, dass Sie in ihnen hoffentlich einen Ansporn sehen, wieder weiterzumachen. Los geht’s.

Werter Hansi Voigt

1382890_536743253067571_547118621_nDas soll also watson sein?! Katzen-GIFs, Bloggerphänomen Boney M. und Satire von zwei pubertären Arschlöchern, die nicht mal lustig wären, wenn man ihnen „Nichts reimt sich auf Uschi“ auf die Stirn tätowieren würde?! Da lobe ich mir doch unsere Redaktion. Was unsere Praktikanten raushauen, ist zumindest anspruchsvoll. Bei watson hingegen, nichts als grosse Bilder! Mir fällt beim Scrollen auf dem iPhone beinahe der Finger ab. Watson fehlt auch ganz klar ein Hauskolumnist! Einer, der täglich Mails an Promis und Wirtschaftsbosse verschickt, süffisant geschrieben, knallhart recherchiert. Ich kenne da einen intelligenten, erfolgreichen, gutaussehenden, grauhaarigen Mann, der perfekt zu Ihrem Profil passen würde! Melden Sie sich. Nur schon der Klicks zuliebe.

Helmut-Buzzita Orgler

Lieber Geri Müller

„Schwänzchen in die Höh“ gilt leider nur für „Alle meine Entchen“! Politiker sollten gefälligst dem Volk dienen! Als wir uns kürzlich zum Kaffee trafen (eigentlich standen wir schweigend nebeneinander im Lift, aber ich suggeriere dem Leser, dass wir uns kennen), habe ich Ihnen noch zu Ihrer Tätigkeit als Stadtammann gratuliert. Schämen sollten Sie sich! Wenn ich gewusst hätte, wo Ihre Hand zuvor war, hätte ich sie garantiert nicht geschüttelt. Jedenfalls bin ich empört. Worüber weiss ich nicht ganz genau, soweit habe ich beim Beginn der Kolumne nicht gedacht. Sei’s drum, ich möchte nochmals festhalten, wie empört ich bin. Darum gibt es jetzt auch keine freundlichen Grüsse.

Helmut-Buzzita Orgler

Werte Catherine Safonoff

Sie sind Autorin! Das schreibe ich hier, weil das ziemlich sicher keine Sau weiss. Ihr Buch „Le Mineur et le Canari“ ist grandios! Ich habe es zwar nicht gelesen, aber auf Literaturschweiz.ch wird es als Tipp angepriesen. Um beim Leser Eindruck zu schinden, zitiere ich darum jetzt eine völlig willkürliche Textpassage aus dem Werk: «Das erste Mal, als es passierte, habe ich mich nicht gerührt, nicht mehr, als wie wenn mir ein Vogel aus der Hand gefressen hätte.»

Fazit: Sensationell, wie Ihre misanthropische Hauptfigur dank einem Vogel das „savoir-vivre» entdeckt, kurzfristig dem Hedonismus frönt und sich schlussendlich trotzdem Ihre Frugalität bewahrt (jawohl, die Fremdwörter habe ich vom Klappentext abgeschrieben). Machen Sie weiter so!

Ihr Helmut-Buzzita Orgler

Diese Zeitung hilft den Lesern das Drama zu verarbeiten. Ach ja, das Recht am eigenen Bild hört mit dem Tod übrigens nicht auf.

Bei solchen Fronten war man froh, hinten noch den Glogger zu haben.

So, lieber Herr Glooger, das war’s. Ich hoffe, ich bin Ihrem Stil einigermassen gerecht geworden. War gar nicht so leicht, diese pseudoaggressive Grundstimmung zu erzeugen, darum auch die ganzen Ausrufezeichen! Sollten Sie keinen Bock mehr auf Ihre als Kolumne getarnten Spammails haben, wir würden das Jöbli gerne übernehmen. Denn Ihre Kolumne hat uns etwas gelehrt:

Als Journalist ist man selbstkritisch. Man hinterfragt die eigenen Texte, ist sich nicht sicher, ob die Fakten stimmen, ob man den Quark nicht nochmals redigieren sollte. „Glogger mailt“ beweist, dass man einfach nur den Sendeknopf drücken kann und das Ganze am nächsten Tag dann als unreflektierten Schnellschuss ausgibt.

Und jetzt kommen Sie endlich aus den Ferien zurück. Die Schweiz braucht sie. Ach was sage ich: Die Welt braucht sie!

Herzlichst, Buzz Orgler

 Foto oben: Screenshot Blick, Foto Mitte: irgendwo von watson, Foto unten: David LaChapelle

 

 

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