Kampf dem Übergewicht: Facebook und Instagram verbieten Food-Bilder

5. Juni 2014 | Von | Kategorie: Wissenschaft
Die Brownies auf diesem Bild haben gesamthaft 8'000 Kalorien. Damit könnten Sie vier Kinder für einen Tag lang ernähren. Oder Cindy aus Marzahn für fünf Minuten glücklich machen.  bild: shutterstock

Die Brownies auf diesem Bild haben gesamthaft 8’000 Kalorien. Damit könnten Sie vier Kinder für einen Tag lang ernähren. Oder Cindy aus Marzahn für fünf Minuten glücklich machen. bild: shutterstock

Menlo Park (den) – Gemäss einer aktuellen Studie ist ein Drittel der Weltbevölkerung zu dick. Das Problem betrifft nicht nur die USA, sondern diverse Industrieländer. Auch die Schweiz. Hierzulande wiegt jeder zweite zu viel.Mittschuld an diesem Trend sind sogenannte Food-Bilder. Das sind Fotos von Speisen, die auf Social-Media-Plattformen publiziert werden. Glaubt man den Zahlen des britischen Journals «Wikipendant», sollen Menschen bis zu 30 Prozent mehr Kalorien aufnehmen, nachdem man ihnen Bilder besonders nahrhafter Lebensmittel gezeigt hat.

Facebook und Instagram haben für dieses Problem jedoch eine Lösung gefunden. Ab Juli 2014 ist das Publizieren von Food-Bildern auf beiden Plattformen verboten. Nutzer, die sich nicht an die neue Regel halten, werden einmalig verwarnt, danach wird ihr Account gelöscht. Dies teilte Facebook am Mittwoch auf seiner Firmenwebsite mit. «Wer zu viel wiegt, erkrankt eher an Diabetes, Krebs und Herz-Kreislauf-Leiden. Uns ist es ein Anliegen, dass unsere Mitglieder gesund sind und unsere Plattformen weiterhin kostenlos mit Daten füttern» wird Facebook-CEO Mark Zuckerberg in der Mitteilung zitiert. Er und sein Team würden den Food-Bildern darum den Kampf ansagen.

Hipster sprechen von Verletzung der Meinungsfreiheit

Gemäss Facebook wird den Usern bis Ende Juni Zeit gegeben, bereits bestehende Food-Bilder von ihren Accounts zu löschen. Danach werden die Bilder mittels Verpixelung unkenntlich gemacht. Hashtags wie #foodporn oder #yummy werden geschwärzt. Ab Juli sind nicht nur Bilder von Essen verboten, sondern auch von Getränken oder Lebensmitteln im unverarbeiteten Zustand. Die neue Regelung sorgt für rote Köpfe, vor allem bei Foodies, also Menschen, die ein Foto jeder Mahlzeit online stellen. Aber auch Hipster sind vom Verbot geschockt.

Phillip Zeigler, Vorsitzender des Hipsterverbands Zürich, spricht von einer Verletzung der Meinungsfreiheit: «Für mich ist es elementar meinem Umfeld zu zeigen, was zum Abendessen auf meinem Teller liegt. Warum sollte ich das Rauchlachs-Zitronen-Soufflé denn überhaupt in einer Espressotasse anrichten und mit peruanischer Bergminze dekorieren, wenn ich es danach der Welt nicht zeigen darf?» Für den 26-jährigen Grafiker schiesst sich Facebook mit der neuen Regelung selbst ins Bein. «Die Traffic-Einbussen werden massiv sein. Instagram und Facebook sind nur so erfolgreich, weil Leute wie ich täglich bis zu 15 Food-Bilder posten.» Durch was Zeigler seine Bilder ersetzen wird, weiss der Hipster momentan noch nicht. «Ich habe kein Auto, werde also auf Fotos meines Fixie-Bikes oder meiner farbigen Ringelsocken ausweichen müssen. Aber im Gegensatz zu meinem Abendessen interessiert das doch keinen?!»

Starbucks fürchtet Umsatzeinbussen

Auch die Lebensmittelbranche empört sich über die neue Facebook-Regelung, allen voran Kaffeegigant Starbucks. «Unsere Kunden geniessen die Starbucks-Kaffee-Spezialitäten nur aus einem Grund: Um der Welt zu zeigen, dass sie sich unsere Produkte leisten können», sagt die Schweizer Pressesprecherin des Unternehmens. «Sind wir ehrlich: Überzuckerte Drinks, eine unfreundliche, englischsprechende Bedienung und langweilige Jazzmusik kriegen Sie auch anderswo. Trotzdem rennen uns die Kunden die Türen ein. Wissen Sie warum? Weil jeder Besuch bei Starbucks ein Statement ist. Es ist ein ‹seht her, ich bin bereit für einen lauwarmen Cappuccino im Pappbecher CHF 7.90 zu bezahlen›

Diese grosszügigen Löhne liegen vielleicht bald nicht mehr drin. Etliche Starbucks-Angestellte fürchten bereits in Zukunft billigen Kaffee bei Tchibo trinken zu müssen.   bild: buzz orgler

Starbucks habe in seinen Filialen nur kostenloses WLAN eingerichtet, damit die Kunden fleissig Bilder der konsumierten Produkte ins Internet stellen. «Jeder, der einen Frappuccino vor seiner Louis-Vuitton-Tasche ablichtet und das Bild dann auf Instagram veröffentlicht, lockt neue Kunden ins Haus.» Die Kaffeekette fürchtet wegen der neuen Facebook-Regelung massive Umsatzeinbussen. «Wir wissen nicht, ob wir den Baristas weiterhin einen so grosszügigen Stundenlohn vergüten können.» Um nach wie vor in den sozialen Medien präsent zu sein, werde man ab Juli zu jedem Getränk auch noch einen leeren Pappbecher abgeben, damit die Kundschaft diesen fotografieren und auf Instagram beziehungsweise Facebook stellen kann. Ob das die Kaffeekette retten kann, bleibt allerdings dahingestellt.

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