Die Trolle haben gewonnen! Schweizer Newsseiten schliessen die Kommentarspalten

25. März 2014 | Von | Kategorie: Medien
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Die Kommentare gehen und kein Journalist wird sie vermissen.

Zürich (den). A: «Ich schäme mich für das Resultat zur Masseineinwanderungs-Initiative!!!» B: «Also ich finde schon, dass man über die Personenfreizügigkeit kritisch nachdenken darf.» A: «Du bist ja auch ein scheiss Nazi-Schwein, du blöder SVP-Wichser.»

Eine ähnliche Diskussion spielt sich täglich in unzähligen Foren, Chats und Kommentarspalten der Schweiz ab. Doch damit ist bald Schluss. Den sogenannten Talkbacks wird in Kürze der Stecker gezogen. «Wir haben alles probiert. Zu Verhandeln, zu Moderieren, im Notfall haben wir User sogar gesperrt. Aber es kommen immer mehr von denen», so Michael Marti vom Tagesanzeiger. «Nun haben wir beschlossen, mit dem Relaunch der Seite im April die Kommentarspalten zu schliessen.»

«Zeig deine Brüste!!»

Auch beim Branchenführer «20 Minuten» tönt es gleich. «Die Situation auf unserer Seite ist sehr prekär», sagt Chefredaktor Marco Boselli. «Die kleinste politische Diskussion artet nach sechs Kommentaren in ein wüstes, textliches Scharmützel aus. Unser letzter Kommentar-Praktikant erlitt auf Grund der Zustände in den Talkbacks gar ein Burn-out. Wir haben die Pflicht, unsere Mitarbeiter vor solch unmenschlichen Zuständen zu schützen.»

Beim Blick ist man sich das schlechte Niveau gewohnt. «Wir lesen das Zeugs gar nicht mehr», sagt Online-Chef Rüdi Steiner. «Meistens sind es 60-jährige Männer, die sich darüber aufregen, dass das Blick-Girl seine Brüste nicht zeigt. Teilweise publizieren sie die selbe Forderung auch unter den Artikeln zu Angela Merkel. Auch beim Chäferli-Spiel gehen die Wogen jeweils hoch. Aber nun, da die Konkurrenz die Foren zumacht, sehen wir keinen Grund das Zeugs noch länger offen halten zu müssen.»

watson lässt Talkbacks offen

Doch wer sind diese Personen, die jeden Tag tausende Kommentare in den Talkbacks hinterlassen? «Der offizielle Name für solche, nennen wir sie mal Menschen, lautet Troll», erklärt Troll-Experte Vincenzo Nero. «Es gibt zwei Arten von Trollen. Da wäre einerseits der berechnende Troll. Er ist gar nicht an einer Diskussion interessiert, sondern kompensiert seinen kleinen Penis, indem er gezielt andere Teilnehmer attackiert. Als zweites gibt es den dummen Troll. Der verhält sich genau gleich wie der berechnende Troll. Er hat aber ernsthaft das Gefühl, dass er mit seinen Voten die Diskussion bereichert. Und wie Russen sich im Moment über die Krim hermachen, so reissen sich die Trolle jede noch so gut geführte Diskussion früher oder später unter den Nagel.»

Bei watson hingegen bleiben die Foren vorerst offen. «Einerseits haben wir mit Philipp Meier den Obertroll in unseren eigenen Reihen. Andererseits haben sich die 15 Leute, die täglich unsere Seite besuchen, bis jetzt noch im Griff», sagt Marius Egger, Mitglied der Chefredaktion.

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3 Kommentare auf "Die Trolle haben gewonnen! Schweizer Newsseiten schliessen die Kommentarspalten"

  1. Jörg sagt:

    Ist das jetzt Satire oder real?

    • Fabian sagt:

      Ja, die A*s*h*ö*h*r haben nichts besseres zu tun, als andere zu beleidigen. Oftmals sind die richtig asozial! Wahrscheinlich haben sie keine Arbeit und leben vom Stadt, diese Schmarotzer :-)

    • Buzz Orgler sagt:

      Alles beim Enthüller ist wahr, geschätzter Jörg. Falls Sie auf Erfundenes stehen, empfehlen wir die Interviews von Tom Kummer.

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