Das grosse Journalismus ABC, Teil 3

3. März 2014 | Von | Kategorie: Medien
Das ABC-Bild hat Buzz Orgler während seiner Schulzeit gemalt. Die Jahre in der Rudolf Steiner Schule bleiben ihm in guter Erinnerung.

Das ABC-Bild hat Buzz Orgler während seiner Schulzeit gemalt. Die Jahre in der Rudolf Steiner Schule bleiben ihm in guter Erinnerung.

Zürich (den) – Oscars, Oscars, Oscars. Leider fiel Buzz Orgler zu den Goldmännchen nichts ein und Pavel Kulicka verschoss sein ganzes Pulver schon bei Watson. Weil beim Enthüller aber Artikel zum Thema Journalismus so beliebt sind wie ein All-you-can-eat-Buffet bei Cindy aus Marzahn, packen wir beim Journalismus ABC nochmals eine Schippe drauf. Heute widmen wir uns den Buchstaben I bis L.

I wie Internet

Das Internet (vornehmlich Google) ist das wichtigste Recherchetool eines jeden Journalisten. Oftmals ist es auch das Einzige. Recherchen müssen schnell gehen und dürfen nichts kosten, denn der Leser will ja News von jetzt. Unter Journalisten gilt darum die ungeschriebene Regel: Wenn schon ein Kollege darüber berichtet hat, muss es wohl stimmen. Zweitrecherchen sind verpönt, man vertraut der Konkurrenz ja. Ist man sich bei einer Story aber doch mal unsicher, verweist man einfach auf die Originalquelle und ist damit fein raus, sollte diese falsch liegen.

Das Internet ist aber nicht nur ein Recherchetool sondern auch ein Publikationsmedium, durch welches man teuer produzierte Artikel dem Leser kostenlos zur Verfügung stellen kann. Das tut man so lange bis der Leser merkt, dass er sich die Printausgabe von Zeitung XY eigentlich sparen kann, da alle Artikel ja eh kostenlos im Internet zu lesen sind.

J wie  Journalismusjournalismus

Eine Meisterleistung des Journalisten: Das Interviewen eines Kindes nach einem Verbrechen.

Eine Meisterleistung des Journalisten: Das Interviewen eines Kindes nach einem Verbrechen. (Screenshot Blick)

Nein, wir haben uns nicht verschrieben, den Journalismusjournalismus gibt es tatsächlich. Ein anderes Wort dafür wäre Medienjournalismus. Bei dieser Journalismusgattung beobachten Schreiberlinge, was ihre Kollegen so an Abfall genialen Texten produzieren und kritisieren diese dann. Weil sich aber keiner die Finger verbrennen möchte, fällt die Kritik immer nur ganz milde aus. Die Branche ist klein. Man kann nicht auf den Blick eindreschen, weil er einen sechsjährigen interviewt, dessen Mutter erstochen wurde, und die Woche darauf eine Bewerbung ans Hause Ringier schicken.

Nichts zu verlieren beim Kritisieren haben hingegen die sogenannten Medienexperten oder Journalismuswissenschaftler. Sie sind meistens an vorderster Front mit dabei, wenn es etwas zu monieren gibt. Dann laufen sie zur Hochform auf und liefern Vorschläge, wie man es besser machen könnte. Ganz nach dem Motto: Wer etwas kann, der tut es, wer etwas nicht kann, der lehrt es. Allerdings kennen auch Experten Tabus. Wenn durchs Kritisieren die Zeit fürs abendliche Schäferstündchen fehlt, halten sie auch mal den Mund.

Watson ist zwar geil, aber Sex ist halt noch immer besser.

Watson ist zwar geil, aber Sex ist halt noch immer besser.

 

K wie Kommunikation

In den Köpfen Ewiggestriger ist die Kommunikation der böse Gegenspieler des Journalismus. Sie ist so bisschen wie eine Leisi Backmischung für Journalisten. Die Kommunikation  liefert dem Journalisten eine Text-Fertigmischung, die er nur noch anrühren und in den Ofen schieben muss. Danach kann er im Freundeskreis damit prahlen, was für ein tolles Produkt er doch abgeliefert hat.

In der Regel wechseln Journalisten nach einigen Jahren im Beruf  in die Kommunikation, weil die Arbeitszeiten geregelter sind und man etwa 30 Prozent mehr verdient. Allerdings kann man mit solchen Aussagen die alteingesessenen Journalisten total verärgern und ein kleines Shitstürmchen lostreten. Denn wer sich für Geld und geregelte Arbeitszeiten entscheidet, der hat irgendwie seine Seele verkauft und gehört geächtet. Man wechselt ja auch nicht von der Pfadi in die Jungwacht, nur weil die Perspektiven gerade beschissen aussehen.

 

L wie Listicles

Listicles sind «journalistische» Artikel in Listenform. Man kennt sie von Buzzfeed oder dem Satireblatt «Blick am Abend». Im Grunde genommen sind Listicles das Fastfood der Journalismusindustrie. Lieblos zusammengerotzte Ranglisten mit null Nährwert, nach deren Konsum man sich jeweils fragt, ob man das dem Körper wirklich zumuten musste und wie lange das Völlegefühl wohl anhält. Sie haben allerdings den Vorteil, dass sie schnell verfasst sind und komplett zusammengegooglet werden können. Manchmal muss man die Listicles noch nicht mal selbst schreiben, da sie ein Sponsor oder Werbepartner verfasst. Beim Blick am Abend sind diese Listicles dann jeweils mit einem Wimpel markiert, auf dem steht «präsentiert von».

Wir warten noch immer sehnsüchtig auf folgende, gesponserten Listicles:  «10 Dinge, die man mit abgelaufenem Fleisch machen kann» (präsentiert von Coop) ,«Die 10 härtesten Flugzeugabstürze» (präsentiert von Air France) oder «10 lustige Wörter für Fotze» (präsentiert von RTL II Schweiz) und «15 Süssigkeiten, denen kein Kind widerstehen kann» (präsentiert vom Schweizer Priesterverband).

Mehr in Medien

Schlagworte: ,

Schreibe einen Kommentar