Wegen Airlines: Bund erlaubt Handy-Nutzung in Zügen und Bussen

20. Januar 2014 | Von | Kategorie: Schweiz
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Besonders Jugendliche freuen sich über die Gesetzesänderung. „Im’s Zug chasch jetzt telefoniere man!“

Bern (den) – Immer mehr Fluggesellschaften erlauben ihren Passagieren die Handy-Nutzung während des Fluges. Nun zieht auch das Bundesamt für Verkehr (BAV) nach. Wie das BAV auf seiner Website verkündet, können Passagiere ab sofort Handys, E-Book-Reader oder mobile Faxgeräte während der ganzen Fahrt im Schweizer Verkehrsnetz uneingeschränkt nutzen. Ein mutiger Schritt. Bis anhin mussten elektronische Geräte in Schweizer Trams, Bussen und Zügen aus Sicherheitsgründen auf Flugmodus geschaltet werden.

«Für uns ist die Sicherheit der Passagiere das Wichtigste», sagt ZVV-Sprecherin Sara de Bonna gegenüber dem Enthüller. Ausführliche Tests hätten jedoch ergeben, dass die Handy-Nutzung weder Trams aus den Schienen springen lasse noch Einfluss auf die Türsteuerung habe. «Wir waren von den Resultaten selbst überrascht. Schliesslich wäre es schön gewesen, die Unfallserie der Glattalbahn auf die Handy-Nutzung der Passagiere abzuwälzen», so de Bonna weiter. Ihrer Meinung nach bringe die neue Regelung allen Pendlern Vorteile. «Selbst Passagiere, die während der Fahrt kein Handy benutzen, haben ab sofort die Möglichkeit, die lautstarken Gespräche der Sitznachbarn mitzuhören.»

Weniger Netzengpässe

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Endlich kann man auf dem Nachhauseweg der Frau noch die Einkaufsliste zusenden.

Mobilfunkanbieter begrüssen den Schritt, allen voran Sunrise. «Bis jetzt brachen unsere Netze in den grossen Bahnhöfen jeweils zur vollen und zur halben Stunde zusammen. Dann trafen immer die Langstreckenzüge aus Zürich, Bern oder Basel ein und die Pendler, die eine Stunde ohne Natel auskommen mussten, beanspruchten alle zur selben Zeit unser Netz», sagt ein Sprecher der Firma auf Anfrage. Durch die neue Regelung könne ein Teil der Gespräche  bereits in den Zügen stattfinden. Dadurch werde das Mobilfunknetz entlastet. «Mit Totalausfällen ist ab jetzt eigentlich nur noch an der Streetparade sowie am Züri Fäscht zu rechnen.»

Bedauert wird die Handy-Freikarte im öffentlichen Verkehr vor allem von älteren Menschen. So zum Beispiel vom 68-jährigen Herbert Durrer. «Bis anhin haben die Pendler stets freudig ein Gespräch mit ihrem unbekannten Sitznachbarn begonnen. Wenn nun alle auf ihr Handys starren, geht der wichtige Bestandteil, nämlich die Lebensfreude, die bis anhin jedes Tram und jeden Bus erfüllte, verloren.» Durrer will sich darum für einen handyfreien Sonntag im öffentlichen Verkehr einsetzen.

Text: Buzz Orgler, Pavel Kulicka, Bild: Wikimedia

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